Sie tragen Namen wie «Relax», «Reload» oder «Protect» und enthalten Wasser mit zugesetzten Vitaminen oder Mineralstoffen. Das Versprechen: eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Doch das Gegenteil ist der Fall, sagt Ernährungswissenschaftler David Fäh von der Berner Fachhochschule.

Oft seien diese Produkte gesüsst. In vielen sind fast vier Gramm Zucker pro Deziliter enthalten – auch wenn auf der Etikette «kalorienarm» steht. Hersteller geben zwar teilweise an, dass die Getränke mit Fruchtzucker gesüsst seien. Dieser bietet laut David Fäh jedoch keinen Vorteil gegenüber Haushaltszucker und kann in grösseren Mengen die Leber belasten.

Dosis schwer kontrollierbar

«Es ist sogar denkbar, dass die Vitaminwässer schädlich sind», sagt der Ernährungsexperte. Die enthaltenen Vitamine würden bereits über viele andere Nahrungsmittel aufgenommen. Ausserdem sei es schwierig, die Kontrolle über die Zufuhr zu behalten. «Wenn man ein Supplement etwa als Pille zu sich nimmt, sieht man die genaue Dosis, die man sich zuführt. Über Getränke ist das weniger möglich.»

Viele würden Vitaminwässer wie Softgetränke zu sich nehmen – oder sogar als Ersatz für Leitungswasser. «Mir sind Fälle bekannt, bei denen sich eine sogenannte Hypervitaminose entwickelt hat», erzählt David Fäh. Die zeige sich mit neurologischen Symptomen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Extremitäten. Es gebe zudem Hinweise darauf, dass Krebsvorläuferzellen von diesen gut verfügbaren Vitaminen profitieren.

«Lieber eine Frucht essen»

Das grösste Problem sieht Fäh darin, dass die Hersteller suggerierten, die Getränke seien der Gesundheit zuträglich. Dabei sei es viel schlauer, einfach eine Frucht zu essen. «Vitaminwasser-Getränke halten Leute unter Umständen davon ab, effektiv Nützliches anzugehen – also sich ausgewogen zu ernähren und sich zu bewegen.» Besonders für ältere Menschen könnte das zum Problem werden.

Dazu sind die Wässer auch noch teuer. Ein Sechserpack Vitaminwell oder Vitaminwater kostet bei Coop und Migros Fr. 13.50. Wer auf Wasser mit Geschmack nicht verzichten möchte, kann es auch selbst herstellen. Etwa indem man Leitungswasser mit einem Spritzer Zitrone und einem Stück Ingwer versetzt oder mit Gurke und Minze aufpeppt.