Krankenkassenprämien und Mieten steigen, Energie und Essen werden auch teurer. Für Personen unterhalb der Armutsgrenze ist das speziell hart. Oft fehlen ihnen auch die Ersparnisse für unerwartete Ausgaben.

Geldsorgen plagen bestimmte Bevölkerungsteile jedoch mehr als andere. Das belegen neue Zahlen des Bundes, welche die Altersarmut in der Schweiz beleuchten. Betroffen sind dabei vor allem ältere Frauen, Ausländer und jene, die ihre Rente hauptsächlich aus der ersten Säule beziehen. Die wichtigsten Erkenntnisse und Kennzahlen auf einen Blick: 

  • Armut steigt im höheren Rentenalter
    Über 75 Jahren steigt der Leidensdruck – fast jede fünfte Person ab diesem Alter gilt als arm. 
     
  • Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen 
    Fast jede fünfte Rentnerin lebt in Armut. Dagegen befindet sich nur jeder achte Rentner unter der Armutsgrenze.
     
  • Armutsrisiko für Ausländerinnen und Ausländer ist fast doppelt so hoch
    In der Schweiz leben 26,4 Prozent der älteren Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit unterhalb der Armutsgrenze. Fast doppelt so viele wie bei Schweizer Staatsbürgern. 
     
  • Armutsunterschiede hängen stark vom Bildungsstand ab 
    Personen mit tiefer Bildung sind im Alter oft ärmer als solche mit einem Hochschulabschluss. Mehr als doppelt so viele sind von Armut betroffen.
     
  • Paare sind weniger betroffen 
    Fast jede vierte alleinstehende Frau im Rentenalter gilt als arm. Paare, die ohne Kinder in einem Haushalt leben, kämpfen dagegen seltener mit finanziellen Schwierigkeiten.
     
  • Wer vor allem von der AHV lebt, hat ein höheres Armutsrisiko
    Personen, die hauptsächlich von der AHV leben, gelten 13-mal häufiger als arm als jene, deren Renteneinkommen hauptsächlich aus der zweiten Säule kommt. 

Der öffentlichen Hand bloss nicht zur Last fallen

Bei der Pro Senectute Schweiz ist man von diesen Zahlen nicht überrascht. Die Statistik bestätige den Altersmonitor der Stiftung vom letzten Herbst, erklärt Alexander Widmer, Mitglied der Geschäftsleitung. Er sagt: «Vor allem Menschen mit geringer Bildung arbeiten ihr Leben lang im Niedriglohn-Segment. Sie haben keine oder nur eine kleine Pensionskasse.» Auch viele Frauen arbeiteten in Teilzeit – was die Renten schmälere. Durch den demografischen Wandel seien immer mehr Ältere von Armut betroffen. Die jährlichen Teuerungen stellten sie zunehmend vor finanzielle Herausforderungen. 

Wer in Altersarmut lebt, kann seine finanzielle Lage kaum aus eigener Kraft verbessern. Mit den Ergänzungsleistungen gebe es aber eine Möglichkeit, eine stabile Grundlage zu schaffen. Doch viele nutzen sie nicht. «Viele kennen die Ergänzungsleistungen nicht», sagt Widmer. «Oder sie schämen sich und wollen der Allgemeinheit nicht zur Last fallen.» Hier sei Aufklärungsarbeit nötig. Aber nicht nur von Behörden und Politik, sondern auch von Familie und Freunden der Betroffenen.

Wer unter der Armutsgrenze lebt, ist nicht automatisch arm

Personen im Rentenalter leben in Altersarmut, wenn sie mit ihrem Einkommen unter oder knapp über der Armutsgrenze leben. Diese liegt bei knapp 2300 Franken pro Monat für eine alleinstehende Person und bei etwa 4000 Franken für ein Paar. Diese Definition lässt diverse Faktoren ausser Acht, etwa die Lebenshaltungskosten am Wohnort, Vermögenswerte, das eigene Armutsgefühl und das soziale Umfeld, das unterstützend wirken kann. 

«Wenn ich Ergänzungsleistungen beziehen möchte, ist das immer eine Einzelfallprüfung. Dann wird unter anderem geschaut, ob ich ein Haus besitze, Vermögenswerte habe oder in den letzten Jahren nicht nachvollziehbare Ausgaben getätigt habe», erklärt Alexander Widmer. Pro Senectute gehe jedoch davon aus, dass knapp ein Viertel der Menschen in Altersarmut ausweglos arm ist. Sie hätten ein Vermögen unter 30’000 Franken, kein Wohneigentum und ein Einkommen unter 2279 Franken.