Autofahrer landet erst im Gebüsch – und dann im Gefängnis
Ein weisser Audi, eine Prise Kokain und viel zu viel Tempo. Was sich auf der A1 im Aargauer Mittelland abspielte, erinnert an einen Actionfilm. Doch der 58-jährige Lenker hat die Rechnung ohne die Zivilpolizei gemacht.

Veröffentlicht am 18. Dezember 2025 - 10:24 Uhr

Wer viel zu schnell unterwegs ist, muss mit heftigen Strafen rechnen (Symbolbild).
Es ist kurz nach Mittag, an einem trüben Frühlingstag im Aargauer Mittelland, im Jahr 2023. Das triste Grau des Himmels verschmilzt fast nahtlos mit dem Beton der Fahrbahn. Wer über die Autobahn A1 fährt, an dem ziehen Logistikzentren und grüne Felder vorbei. Der Tag zieht eintönig dahin wie jeder andere – bis ein weisser Audi A5 auftaucht.
Hinter dem Lenkrad sitzt ein 58-jähriger Mann. Vorbestraft, verschuldet, ohne gültigen Fahrausweis und – wie sich später herausstellt – unter Kokaineinfluss. Und er hat es eilig.
Sein Fahrstil hat es in sich: Dem Wagen vorne kommt er viel zu nah. Zudem überholt er zwei Autos von rechts und drängt danach wieder rücksichtslos in die Überholspur.
Auch die Polizei ist unterwegs
Was der Audi-Fahrer nicht weiss: Im unscheinbaren Auto hinter ihm sitzen keine gewöhnlichen Pendler. Sondern Polizisten.
Das zivile Patrouillenfahrzeug fährt neben ihn. Die Matrix-Anzeige leuchtet auf: «Polizei – bitte folgen».
Der Audi-Fahrer tut wie geheissen und folgt der Polizei auf den Ausfahrtstreifen. Doch dann überlegt er es sich anders. Er ändert schlagartig den Kurs und schwenkt mit Vollgas über die Sperrfläche auf die Autobahn zurück. Eine rasante Verfolgungsjagd beginnt.
Mit 180 Sachen auf dem Pannenstreifen
Was die Polizisten nun erleben, werden sie wohl nicht so schnell vergessen. Der Lenker benutzt den Pannenstreifen als persönliche Überholspur, um rechts an mehreren Autos vorbeizuziehen – mit 180 auf dem Tacho. Blinken? Fehlanzeige.
Er drängelt und schlängelt sich zwischen nebeneinander fahrenden Autos durch. Dabei hält er teils nur einen halben Meter Abstand. Das geht nicht lange gut: Der Audi kollidiert mit einem anderen Wagen.
Doch der Flüchtende denkt nicht daran, anzuhalten. Er rast weiter, in Richtung Kölliken. Dort fährt er über Rot und stösst mit einem weiteren Auto zusammen. Statt zu halten, fährt er in einen Kreisel – entgegen der Fahrtrichtung. Schliesslich flüchtet er über eine Sicherheitslinie in ein Firmenareal. Hier verlieren ihn die Polizisten aus den Augen. Aber nur kurz.
Das droht Rasern
Die Jagd endet im Gebüsch
Wenig später entdecken die Polizisten den stark beschädigten Wagen auf einem Parkplatz in Holziken. Ohne Kontrollschilder. Auch der Fahrer ist weg.
Doch die Polizisten werden schnell fündig: Die gestohlenen Schilder liegen in einem Gebüsch. Und auch der 58-jährige Lenker hält sich im Grünzeug versteckt. Gegen halb drei, rund anderthalb Stunden nach Beginn der Jagd, klicken die Handschellen.
Das dunkle Geheimnis des weissen Audis
Die Ermittlungen enthüllen aber noch eine ganz andere Geschichte: Der weisse Audi war nämlich mit gestohlenen Kontrollschildern unterwegs.
Im Auto finden die Polizisten zudem Spuren, die den Mann mit einer Reihe von Diebstählen in Luzern und Solothurn in Verbindung bringen. Er hatte verschiedentlich Autoreifen abmontiert und gestohlen.
Die bittere Bilanz zum Schluss
Wäre diese Geschichte wirklich ein Actionfilm gewesen, stünde der Name des Mannes nun im Abspann. Doch im Gerichtssaal des Kriminalgerichts Luzern gibt es keinen Ruhm zu holen. Stattdessen: drei Jahre Freiheitsstrafe, wovon er ein Jahr absitzen muss. Den Rest nur, wenn er erneut straffällig wird. Hinzu kommen eine Geldstrafe von 4500 Franken, eine Busse von 1200 Franken sowie Verfahrenskosten von über 12’000 Franken.
Der Beschuldigte hat das Urteil akzeptiert. Es ist rechtskräftig geworden.
- Kriminalgericht Luzern: Urteil 1P6 25 29 vom 31. Oktober 2025
- Strassenverkehrsgesetz: Verletzung der Verkehrsregeln, Führerausweisentzug nach einer schweren Widerhandlung




