Wer die Antibabypille Valette von Bayer nutzt, hat ein fast doppelt so hohes Thromboserisiko wie mit einem älteren Präparat. Das ist das Fazit einer Metaanalyse von vier Beobachtungsstudien. Der Pharmakonzern musste das Ergebnis jetzt auf Geheiss von Swissmedic in der «Ärztezeitung» veröffentlichen.

Jahrelang vermarkteten Pharmafirmen die Antibabypille Antibabypille Frauen verzichten immer häufiger darauf als eine Art Lifestyle-Produkt. Auf den Beipackzetteln wurde auf das Risiko einer Thrombose oft nur oberflächlich oder gar nicht hingewiesen. Doch Tausende Frauen erlitten Blutgerinnsel, Lungenembolien und Schlaganfälle. Bisher hatte es geheissen, bei der neusten Generation von Pillen sei die Datenlage zu dünn, als dass man Aussagen über das Thromboserisiko machen könne.

Frauen sollen abwägen

«Gesunde Frauen müssen keine Angst haben», sagt Gabriele Merki, Spezialistin für kombinierte hormonale Verhütungspräparate am Unispital Zürich. Wegen der sehr tiefen Fallzahlen müsse man relativieren. Zudem sei während einer Schwangerschaft das Thromboserisiko Thrombose Fliegen, ohne dass das Blut stockt 30-mal höher als mit Pille. «Frauen müssen das zusätzliche Risiko auch gegen die Folgen einer möglichen ungewollten Schwangerschaft abwägen.»

Das höhere Risiko bei kombinierten Hormonpräparaten wie Valette sei seit Jahren bekannt, sagt Stephan Krähenbühl, Chefarzt für klinische Pharmakologie am Unispital Basel. «Die Pharmaindustrie bringt neue solche Produkte auf den Markt und verspricht eine bessere Verträglichkeit Verhütungsmittel «Die Pille ist ein Medikament, nicht ein Sugus» . Das lenkt vom erhöhten Thromboserisiko ab. Früher führte das zu einer eigentlichen Desinformation.» Krähenbühl empfiehlt die neusten Produkte nur, wenn eine Frau die Pillen der älteren Generation nicht verträgt.

Zahlen unter Verschluss

Viele Ärzte verschrieben den Frauen jahrelang Produkte mit dem höheren Thromboserisiko – obwohl Pillen der älteren zweiten Generation genauso wirksam sind. Ob sich die Verschreibungspraxis geändert hat, ist unklar. Die Verkaufszahlen zu einzelnen Produkten halten die Pharmafirmen unter Verschluss. Arzt Daniel Tapernoux von der Stiftung für Patientenschutz kritisiert das: «Wir können überhaupt nicht beurteilen, ob die Ärzte ihr Verhalten aufgrund der neuen Erkenntnisse ändern oder ob die Marketingmassnahmen der Pharmaindustrie die Bemühungen um Aufklärung gleich wieder zunichtemachen.»

Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt Frauen, besonders auf Symptome von Thrombose, Lungenembolie oder Schlaganfall zu achten. Und selber für ein geringeres Thromboserisiko zu sorgen. Etwa indem sie aufs Rauchen verzichten und Übergewicht vermeiden.

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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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