Sie kommt aus London und wird bereits von rund 200'000 Schweizerinnen und Schweizern benutzt: Die Prepaid-Debitkarte der Firma Revolut. Sie rechnet Fremdwährungseinkäufe gebührenfrei zum günstigen Interbanken-Wechselkurs ab.

Die meisten Schweizer Kreditkartenanbieter verwenden bei Zahlungen im Ausland deutlich schlechtere Umrechnungskurse und verrechnen zusätzliche «Bearbeitungszuschläge». Das geht ins Geld. Pro hundert Euro lassen sich mit der Revolut-Karte bis zu vier Franken Gebühren sparen. Das zeigte ein Vergleich der Ferien-Kreditkartenabrechnungen von Revolut, Migros-Cumulus und der Postfinance-Kreditkarte Classic im August 2018.

Am Samstag und Sonntag rechnet aber auch Revolut schlechter um. Wer dann in Euro, Dollar oder Pfund einkauft, muss einen Fremdwährungsaufschlag von 0,5 Prozent bezahlen. Das gilt auch für alle anderen Hauptwährungen aus Australien, Kanada oder Schweden. Für ukrainisches und thailändisches Geld beträgt der Aufschlag 2 Prozent.

Gegründet von einem genervten Ex-Banker

Die Herausgeberin der «Gratis»-Kreditkarte Migros-Cumulus ist die Cembra Money Bank. Sie rechnete am Stichtag den Euro mit einer Marge von 2,5 Prozent in Franken um und schlug darauf den fixen Fremdwährungszuschlag von 1,5 Prozent. Diese Preisstellung sei «branchenüblich», sagt ein Sprecher. Bei Postfinance machten die Gebühren am Stichtag insgesamt drei Prozent aus. Die Kreditkarte würde im Vergleich zu Revolut Mehrleistungen bieten, argumentiert ein Postfinance-Sprecher. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei fair.

«Fremdwährungsgebühren sind für Schweizer Kreditkartenfirmen eine der wichtigsten Einnahmequellen», sagt Benjamin Manz vom Vergleichsdienst Moneyland. Der Aufschlag auf den Interbanken-Wechselkurs sei täglich anders und bewege sich zwischen 1,3 und 2,6 Prozent. Dies nervte den Ex-Credit-Suisse-Banker Nikolay Storonsky so sehr, dass er Revolut gründete. Ein Kreditkartenanbieter, der ohne Gebühren abrechnet. Seine britische Firma besitzt eine litauische Banklizenz und hat weltweit sechs Millionen Kunden – gemäss eigenen Angaben.

Aufladen nur mit Banküberweisung gebührenfrei

Moneyland schrieb im Juli 2019 aufgrund eines Kreditkartenvergleichs, Revolut überzeuge mit «günstigen Wechselkursen und benutzerfreundlichen Prozessen». Laut Kreditkartenspezialist Benjamin Manz werden «die teuren Fremdwährungsgebühren» der klassischen Kreditkartenherausgeber «immer stärker unter Druck geraten».

Wer die Revolut-App herunterlädt und damit die Revolut-Prepaid-Kreditkarte für sieben Franken bestellt, muss diese aufladen. Revolut hat ein Schweizer Konto bei der Credit Suisse. Die Kreditkarte kann so per Inland-Banküberweisung gebührenfrei mit Franken geladen werden. Das dauert ungefähr zwei Tage. Wer die Revolut-Karte mit einer Schweizer Kreditkarte auflädt, muss hingegen für die Überweisung Gebühren bezahlen.

Vorsicht vor Phishing-Attacken

Wer keine Kreditkarte hinterlegt, ist zudem besser vor Dieben geschützt. Denn leichtgläubige Revolut-Kunden sind ein beliebtes Ziel von Betrügern. So forderten Diebe im August 2019 Revolut-Kunden per SMS auf, ihre Kontodaten zu verifizieren. Wer auf den mitgeschickten Link klickte und seine Daten preisgab, wurde gehackt. Ein Schweizer Kunde verlor so 30 000 Franken.

Der Kundendienst von Revolut reagierte nicht adäquat auf die Phishingfälle. Die Kunden wurden am Telefon abgewimmelt und mussten ihr Problem per Chat schildern. Erst nach negativen Medienberichten ging Revolut in die Offensive: «Wir erstatten allen Kunden, die Opfer dieses raffinierten Betrugs geworden sind, die volle Summe zurück.»

Eine Sprecherin sagte eine Woche nach der Phishing-Attacke, Revolut habe «schnell reagiert», «Konten gesperrt und Warnungen ausgegeben». Die Kunden vor Betrug zu schützen, habe oberste Priorität. Man fordere niemals Kunden auf, Kontodaten, Codes oder PIN-Nummer anzugeben. Das erfolge nur direkt in der App.

Zweit-Kreditkarte ist umständlich, aber praktisch für die Ferien

Geeignet ist Revolut nur für Personen, die ein Smartphone haben, vorsichtig sind und gut mit Apps umgehen können. Sie erhalten eine günstige Zweit-Kreditkarte für die Ferien oder das Online-Shopping in Fremdwährungen.

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