So helfen ChatGPT und Co. bei der Ferienplanung
Wer Ferien plant, steht vor der Qual der Wahl. Warum nicht die KI fragen? Der Beobachter hat die Tipps von drei Chatbots verglichen – das sind die Resultate.
Veröffentlicht am 27. Juni 2025 - 16:01 Uhr
Überprüfen Sie immer die Vorschläge der Chatbots – Gemini hat eine 14-Stunden-Wanderung vorgeschlagen.
Die Ferienplanung kann schnell zum Zweitjob werden. Ob in der Familie oder in der Freundesgruppe – schon die Auswahl des Ferienorts wird da zur zähen Verhandlungssache. Die KI-Chatbots versprechen Abhilfe. Doch was taugt die KI-Ferienplanung?
Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht – und ChatGPT von OpenAI, Gemini von Google sowie Copilot von Microsoft gebeten, uns einen Geheimtipp innerhalb der Schweiz für einen Wochenendausflug vorzuschlagen. Dazu sollte die KI eine Liste mit lokalen Übernachtungs-, Restaurant- und Ausflugstipps zusammenstellen.
Der «Geheimtipp» von ChatGPT: Soglio
ChatGPT schickt uns nach Soglio im Bergell und schwärmt von «wildblumenübersäten Wiesen» und der atemberaubenden Aussicht. Gerade geheim ist Soglio indes nicht – das Bündner Bergdorf wurde 2015 zum schönsten Dorf der Schweiz auserkoren. Für ausländische – und auch viele inländische – Touristen dürfte der Tipp trotzdem nicht schlecht sein.
Die vorgeschlagenen Aktivitäten vor Ort sind dafür sehr allgemein gehalten. Essen soll man etwa «regionale Spezialitäten im Dorfhaus-Restaurant». Bessere Vorschläge gibt es auf Nachfrage. Abgesehen davon unterschätzt ChatGPT die Dauer der Anreise um eine gute Stunde.
Gemini erfindet flugs ein Thermalbad
Weniger brauchbar ist der Vorschlag von Gemini: Elm im Kanton Glarus. Das «malerische Bergdorf» sei ein echter Geheimtipp für Ruhesuchende. Die angegebene Reisezeit stimmt zwar, und tatsächlich bietet Elm Aussicht auf eine beeindruckende Bergkulisse. Die Tipps für Ausflüge vor Ort sind – abgesehen vom Martinsloch, der Hauptattraktion von Elm – dafür völlig aus der Luft gegriffen.
Die vorgeschlagene Wanderung zur Suworowbrücke etwa dürfte strapaziös werden. Die Brücke liegt im Kanton Schwyz, zu Fuss ist sie von Elm in etwa 14 Stunden zu erreichen. Zur Erholung nach der Wanderung empfiehlt Gemini das Thermalbad Elm – dieses existiert leider nicht.
Copilot macht es gar nicht so schlecht
Die Microsoft-KI Copilot rät zu einem Wochenende am Wägitalersee im Kanton Schwyz, dem «idyllischen Stausee eingebettet zwischen Bergen». Auch dies kein geheimes Juwel – immerhin ist der Bergsee bekannt dafür, dass er im Hochsommer bessere Abkühlung verspricht als der tiefer gelegene Zürichsee.
Trotzdem ist die Idee gut, für viele liegt ein Ausflug an den Wägitalersee wohl nicht auf der Hand. Die vorgeschlagenen Aktivitäten hingegen schon: Rundwanderung um den See, Baden, Picknicken – nicht gerade kreativ. Dafür stimmen alle Angaben.
Die Tipps für Prompts
Die KI-Chatbots empfehlen zwar keine echten Geheimtipps, liefern aber gute Ideen. Gerade für die Auswahl einer Destination lohnt es sich, bei ChatGPT und Co. nachzufragen. Dabei gilt: Je genauer der Prompt – also die Anfrage an die KI –, desto besser die Antwort.
Geben Sie die Feriendauer, Startpunkt, Budget und Anzahl Erwachsene und Kinder unbedingt an, ebenso persönliche Vorlieben und die gewünschte Art der Tipps.
Die Vorschläge der KI sollten Sie dabei unbedingt überprüfen – vor allem bei Reisen ins Ausland oder Wanderungen kann die KI eine sorgfältige Vorbereitung nicht ersetzen.
Branchenvertreter: Reisebüros nicht gefährdet
Gemäss einer Studie der Allianz-Versicherung von 2024 wird die KI bisher wenig für die Reiseplanung benutzt: Nur neun Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer brauchen sie für die Suche nach Sehenswürdigkeiten oder Geheimtipps vor Ort. Sieben Prozent lassen sich von der KI bei der Suche nach einer Feriendestination inspirieren. Dabei nutzen Junge die KI erwartungsgemäss öfter für die Ferienplanung als ältere Personen.
Dass die KI den Reisebüros bald den Rang abläuft, sei unwahrscheinlich, sagt Elisha Schuetz zum Beobachter. Er ist Kommunikationsverantwortlicher beim Schweizer Reise-Verband SRV. «Wir sehen die KI als Ergänzung zur Beratung, sie kann vor allem zur Inspiration dienen.»
Innerhalb der Branche gibt es laut Schuetz keine Befürchtungen, bald von der KI ersetzt zu werden. «Für unsere Kundinnen und Kunden ist das persönliche Gespräch weiterhin wichtig. Gerade bei komplexeren Reisen schätzen die Leute die Sicherheit einer umfassenden persönlichen Beratung.»
- Allianz-Reisestudie: Buchungs- und Reiseverhalten der Schweizer Bevölkerung 2024