100’000 Päckli pro Tag – so meistert Galaxus die Geschenke-Flut
Es dröhnt, rattert und eilt: ein Besuch dort, wo Päckli am Fliessband entstehen. Plus Tipps, falls die Lieferung doch verspätet eintrifft.

Veröffentlicht am 18. Dezember 2025 - 16:49 Uhr

Täglich über 100'000 Pakete verlassen das Zentrallager in Wohlen während der Hochsaison.
14 Uhr, Schichtwechsel. Männer und Frauen in gelben Leuchtwesten strömen uns entgegen. Sie lagern alles von der Tischlampe über Unterhosen bis zur Hafermilch ein oder verschicken es. Fabienne Stich, Expertin an der Beobachter-Beratungshotline, und ich dürfen ihnen dabei über die Schulter schauen. Wir haben auch schon das Inkassobüro Intrum besucht oder die Serafe, die Erhebungsstelle für die Radio- und Fernsehabgabe.
Über zehn Millionen verschiedene Produkte warten in den Regalen, täglich 100’000 Pakete werden zwischen Black Friday und Weihnachten verschickt. Dieser Arbeitsplatz ist 90’000 Quadratmeter gross – das entspricht dem Fünffachen des Zürcher Sechseläutenplatzes. Wir folgen dem Strom der Angestellten in die Hallen. Ein «Hallo» hier, ein «Hoi» da, ein «Ciao» dort. Bei Galaxus sind alle per du, vom Neuankömmling bis zum CEO. 1600 Menschen packen in der Hochsaison am Standort Wohlen AG mit an.
Flex und Stretch
Die erste Amtshandlung zu Schichtbeginn in einer Vorhalle: den Kopf nach links dehnen und nach rechts, die Arme lang in die Höhe strecken. «Flex und Stretch» nennt sich das fünfminütige Video. Aufgewärmte Muskeln werden die Leute brauchen – die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Von entspannter Yogaatmosphäre keine Spur: Es ist laut, es dröhnt und brummt und rattert. Und das wird noch viel schlimmer werden.
Die Tür zur Warenannahme geht auf, der Lärmpegel geht rauf. Hier werden die Produkte angeliefert und ausgepackt. «UND EINZELN INS SYSTEM EINGEBUCHT», schreit Dominic Halbeis, der uns herumführt. Sie werden in Kisten gesteckt und zum richtigen Lager geschickt. Die grauen Behälter rattern und brausen über Förderbänder, düsen mit Gabelstaplern, klappern auf vollgepackten Gitterwagen.

Pure Muskelkraft brauchen die Arbeiterinnen.
«Vollchaos-Prinzip»: Kein ehelicher Vorwurf
Die kleinen Produkte landen im sogenannten Picktower. Hier ist die Arbeit am strengsten: 20’000 bis 30’000 Schritte laufen die Leute täglich. Die Holzkonstruktion mit drei Etagen ist in eine riesige Halle eingebaut. Gang um Gang, so weit das Auge reicht. Lippenstift, Bier, Kühlschrankmagnete, Grusskarten. Uns ist etwas schwindlig.
Es herrscht das «Vollchaos-Prinzip». Was nach einem ehelichen Vorwurf im Adventsstress klingt, ist ein ausgeklügeltes System: Angestellte räumen die Sachen dort ein, wo es gerade Platz hat, wild durcheinander. Weil alles schön verbucht wird, weiss der Computer aber stets haargenau, wo was liegt.
- In die allgemeinen Geschäftsbedingungen schauen: Dort steht meistens genau, was bei Lieferverzug gilt.
- Im Onlineshop nachschauen: Bei den meisten grossen Schweizer Shops kann man Bestellungen stornieren.
- Wenn sich die Lieferung Ihres Pakets kurz vor Weihnachten verzögert: stornieren.
Was bei Digitec Galaxus, Interdiscount und Brack genau gilt, lesen Sie hier.
Nigelnagelneue Maschine
Es ist warm, wir schwitzen. «DAS LIEGT AUCH AN DER HOLZKONSTRUKTION», brüllt Dominic Halbeis. Über unseren Köpfen rumpelt und rauscht die neuste Errungenschaft von Galaxus: das Taschenlager. 25’000 schwarze Taschen hängen an einer Schiene an der Decke, sind dauernd in Bewegung. Ob ein Pack WC-Papier oder eine goldene Küchenschere: Sobald ein Kunde bestellt, schickt das System die Taschen mit den gewünschten Produkten zum Verpacken.
Etwa zur Verpackungsmaschine Bella. Ist die neu? «NEIN, EIN ÄLTERES MODELL.» Sie sieht aber extrem flink aus: Von links kommen leere Kartons, von rechts Männerunterhosen, Kopfhörer und Legos. Das eine ins andere, Karton zurechtschneiden, kleben, zack, fertig. Andere Produkte werden von Hand gepackt, dafür der Karton mit Lasertechnik millimetergenau geschnitten und verleimt.

Die Pakete werden direkt in Lastwagen von der Post oder von Planzer verladen.
Trockene Kehlen
Vorbei geht es an gefühlt kilometerlangen Stapeln mit Kartons, sechs Meter hoch, zum «Skypod». Nach all dem Geratter und Gedröhne atmen wir auf – es ist nur noch halb so lärmig. Hier düsen «Sudy», «Jujy» oder «Kajo» herum. Die Roboter sehen aus wie kleine Autos und holen blitzschnell bestellte Produkte aus 20 Meter hohen Regalen. Wie schön wäre es, wenn sie uns ein Getränk servieren würden – unsere Kehlen sind schon ganz trocken. Bei ihrem Wert ist ihnen diese wertvolle Fähigkeit durchaus zuzutrauen: Ein Autöli kostet 35’000 Franken.
Nach zweieinhalb Stunden ist die Runde zu Ende. Mit schwirrendem Kopf verlassen wir die riesigen Hallen wieder. Diesmal allein, die zweite Schicht muss noch bis 23 Uhr weiterschuften. Bald ist hier die Hochsaison mit Black Friday und Weihnachten überstanden. Die Flut von Retouren kommt woanders an, beim Galaxus-Standort in Dintikon.
Wenn der Anbieter die bestellte Ware nicht liefert, können Kundinnen und Kunden erst dann vom Vertrag zurücktreten, wenn eine angemessene Nachfrist oder Mahnung übermittelt wurde. Beobachter-Abonnentinnen und ‑Abonnenten können für diesen Zweck bequem auf diese beiden Musterbriefe zurückgreifen.
- Besichtigung des Zentrallagers von Galaxus in Wohlen
- Zahlen und Fakten von Digitec
- Mehr dazu bei Galaxus: Blick hinter die Kulissen