Geld beflügelt die Fantasie, und viel Geld erst recht. Warum also, so fragte sich der Luzerner Regierungsrat kürzlich, warum sollte man die halbe Million Franken, die der Auftritt als Gastkanton am Zürcher Sechseläuten 2027 kostet, nicht einfach aus den Lotteriegeldern nehmen, die man Jahr für Jahr von Swisslos erhält? Schliesslich sind in den 16 verschiedenen Fonds, in die der Kanton diese Gelder aufteilt, satte 10,9 Millionen Franken vorhanden, die man theoretisch ausgeben könnte.

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Im Kantonsrat stiess dieses Ansinnen auf Widerstand – einen Vorstoss dazu hat der Regierungsrat noch nicht beantwortet.

Massiv mehr Geld in den Lotteriefonds

Luzern ist nicht der einzige Kanton mit dem Luxusproblem eines gut gefüllten Lotteriefonds. Der eben erschienene Geschäftsbericht 2024 der Interkantonalen Geldspielaufsicht (Gespa) zeigt, dass die Einnahmen der Kantone aus Lotterien und Sportwetten kontinuierlich wachsen.

Im Jahr 2020 erhielten sie von Swisslos und der Loterie Romande noch 594 Millionen, letztes Jahr waren es bereits 775 Millionen. Das seit 2019 gültige Geldspielgesetz, mit dem man Einsätze von Glücksspielen in der Schweiz zu halten hoffte, zeigt offensichtlich Wirkung.

Die Lotteriefonds der Kantone sind deshalb prall gefüllt – und werden immer voller: 1,325 Milliarden Franken lagerten Ende 2024 in den verschiedenen kantonalen Kassen, Fonds und Kässeli. 2020 waren es erst 962 Millionen gewesen. Das entspricht einer Zunahme von fast 38 Prozent innerhalb von gerade einmal fünf Jahren.

Bei der Interkantonalen Geldspielaufsicht ist man darüber nicht beunruhigt: «Es gibt keine Verpflichtung, die Swisslos-Gelder innerhalb einer bestimmten Zeit auszugeben», sagt Vizedirektor Patrik Eichenberger.

Der Gespa-Bericht zeigt auch, wofür die Gelder ausgegeben werden, die da praktisch vom Himmel fallen: 263 Millionen Franken (41 Prozent) der Gelder von Swisslos und Loterie Romande flossen 2024 in die Kultur, 154 Millionen (24 Prozent) wurden für den Sport ausgegeben, und mit 51 Millionen (8 Prozent) unterstützten die Kantone schützenswerte Kulturgüter.

Lottogelder für die Atomlobby

Immer wieder fallen die Kantone aber mit Ausgaben auf, die eigentlich nicht aus dem Lotteriefonds finanziert werden sollten. Der Beitrag des Kantons Luzern an den Auftritt am Sechseläuten ist nicht der einzige Fall, der in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit Lotteriegeldern zu reden gab.

So genehmigte der Zuger Regierungsrat 2024 einen Beitrag von 5000 Franken für die Jubiläumsveranstaltung der Atom-Lobbyorganisation «Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz» (Aves) mit Bundesrat Albert Rösti. Und die «Sonntagszeitung» entdeckte letztes Jahr unter anderem einen Beitrag von rund 242’000 Franken an die Restaurierung einer denkmalgeschützten Villa der PCS Holding des Thurgauer Unternehmers Peter Spuhler.

Avenir Suisse fordert wegen solcher Vergabungen eine Neuordnung des Glücksspielwesens. Statt die Gelder über kantonale Fonds zu verteilen, sollte das Geld direkt an die Bevölkerung zurückgegeben werden, schlug die liberale Denkfabrik vor drei Jahren vor. Im Jahr 2019 hätte nach ihren Berechnungen jede Person in der Schweiz 115 Franken erhalten.

Quellen