Alle fanden es eine gute Idee, die Parteien und auch der Bundesrat. Von einer «Verwirklichung der tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau» schrieb die Regierung sogar in ihrer Botschaft zum Service citoyen – um dann doch ein Nein zu empfehlen.

Heute sind alle Parteien – ausser Grünliberale und EVP – mutlose Bedenkenträger, wenn es um den Bürgerdienst für Männer und Frauen geht. Zu viele Fehlzeiten bei der Arbeit, warnen Bürgerliche. Frauen leisteten schon genug Care-Arbeit, finden Linke und Grüne. Manche wittern verbotene Zwangsarbeit. Und der Bundesrat verzichtete sogar auf einen Gegenvorschlag.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Doch so einfach lässt sich die Initiative nicht bodigen. Gut 50 Prozent der Bevölkerung stehen gemäss Umfragen hinter ihr. Und das zu Recht.

An allen Ecken mangelt es heute an Personal. Beim Militär, in der Pflege, im Sozialwesen, beim Umweltschutz, in der gesamten Freiwilligenarbeit. Die Bereitschaft, sich unentgeltlich zu engagieren, schwindet.

Es braucht den Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält.

Mit dem Service citoyen würden doppelt so viele Menschen für Einsätze bereitstehen. Und der Bund könnte Prioritäten setzen: mehr für Militär oder Altersbetreuung, je nach Bedrohung und Bedarf. Und wir alle dürften darüber streiten, welche Einsätze sinnvoll sind, welche nicht. Genau das schafft den Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält.

Der löst sich gerade rapide auf. Immer mehr Menschen kapseln sich ab, verhängen in (a)sozialen Medien, die kein soziales Engagement im echten Leben vorsehen. 

Lesen Sie ausserdem

Achtung, patriarchales Übergewicht! Das Kontra zum Thema finden Sie hier

Kein Plan für die Zukunft

In dieser Gegenwart ist die Parteipolitik nicht angekommen – und hat darum keinen Plan für die Zukunft. Ein Blick über die Grenzen könnte helfen. Schweden und Norwegen kennen die Dienstpflicht für alle schon lange. In Deutschland verlangen die Grünen einen Bürgerdienst ähnlich dem Service citoyen. Und selbst die Regierungspartei CDU prüft ein Gesellschaftsjahr für alle, das über den Militärdienst hinausgehen soll.
 
In der Schweiz dagegen torpedieren Bürgerliche, Linke und Grüne gemeinsam den Neuanfang. Statt das ewige Männerargument für Ungleichheit abzuschaffen – die Dienstpflicht ohne Frauen –, wollen sie den Grabenkampf weiter kultivieren. An der Urne lässt sich das stoppen.

Dienstpflicht für Frauen – was halten Sie von dieser Idee?

Schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentarspalte

Quellen