Sonnenblumen-Bändel sollen Autismus im ÖV sichtbar machen
Sunflower-Lanyards schaffen mehr Verständnis für unsichtbare Behinderungen. Nun testen die SBB das System und prüfen eine schweizweite Einführung.
Veröffentlicht am 16. Juni 2025 - 11:55 Uhr
Dank diesem Schlüsselband reisen Menschen mit unsichtbaren Behinderungen unbeschwerter.
Der Bahnhof ist ein Ort, an dem viele Reisen beginnen. Bei vielen Menschen löst das Vorfreude aus. Bei Menschen mit einer Autismusstörung nicht. Sie fühlen sich oftmals übersehen, missverstanden – und gedemütigt.
Sunflower-Lanyards – grüne Schlüsselbänder mit Sonnenblumen-Symbolen – sollen das ändern. Die zeigen dem Personal und anderen Mitreisenden, dass der Träger oder die Trägerin eine unsichtbare Behinderung hat – und vielleicht Unterstützung braucht.
10’000 Umhängebänder stehen ab Dienstag an Informationsschaltern oder in Reisezentren einzelner Bahnhöfe in den Kantonen Zürich, Genf, St. Gallen, Zug und Waadt zur Verfügung. Das bestätigen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Für die Anschaffung der Bänder hätten die SBB 25’000 Franken aufgewendet. Man werde das Angebot voraussichtlich 2026 schweizweit lancieren.
Im Technorama Winterthur schon im Einsatz
Als erster Flughafen setzte London-Gatwick im Jahr 2016 die Sonnenblumen-Lanyards ein. Jetzt erwägt auch der Flughafen Zürich-Kloten die Einführung. Das bestätigt Flughafensprecherin Andrea Bärwalde gegenüber CH Media.
Das Technorama in Winterthur hat das Symbol bereits eingeführt. Seit dem 4. Mai können Besucherinnen und Besucher die Bändel kostenlos an der Kasse beziehen. Auf seiner Website erklärt das Wissenschafts-Erlebniszentrum: «Mit dem Lanyard möchten wir zeigen: Du bist willkommen. Und du darfst dich bei uns sicher und verstanden fühlen.» Die Sunflower-Lanyards seien in verschiedenen Situationen hilfreich. Beim Anstehen in Schlangen, beim Bedarf an schnellem Zugang zur Toilette oder an einem Sitzplatz oder in lauten und überfüllten Bereichen.
Stresssituationen belasten Betroffene
Solche Situationen können bei den Betroffenen Angstzustände auslösen. Die Mutter eines Betroffenen schilderte dem Beobachter im vergangenen Jahr eindrücklich eine Szene am Flughafen Zürich. «In einer Warteschlange zu stehen und von vielen Menschen umgeben zu sein, ist für ihn sehr schwierig und unangenehm», erzählte sie. Das Personal habe ihren Sohn ohne weitere Erklärungen abtasten und durchsuchen wollen. Das war ein grosser Stressfaktor für ihn, weil er nicht ohne Erklärung angefasst werden möchte.
Hinweis: Dieser Artikel wurde am 26. Mai 2025 erstmals veröffentlicht und am 16. Juni 2025 aktualisiert.
- Technorama: Sunflower Lanyards – ein sichtbares Zeichen für unsichtbare Herausforderungen
- Hidden Disabilities: It All Began at Gatwick in 2016
- Autismus Schweiz: Sunflower Lanyard in der Schweiz – Autismus sichtbar machen
- «Badener Tagblatt»: Ein sichtbares Zeichen für unsichtbare Behinderungen: Flughafen Zürich prüft Einsatz von Autismus-Symbol
2 Kommentare
Finde ich super und nutze es seit bald 4 Jahren- als Mensch mit Ehlers Danlos Syndrom. Es ist nicht nur für Autistische Menschen, sondern auch für andere unsichtbare Krankheiten und Behinderungen wie Parkinson, Epilepsie, etc.
Eine an sich gute Idee, nur: Wenn die Behinderten/Autisten diese Bändel tragen, dann outen sie sich doch! Also ganze Aktion kontraproduktiv. Vor allem Autisten wollen sich ja ungern outen. Als Kinder ok, aber als Erwachsener? Vielleicht etwas dezenter, wie ein Button mit Sonnenblumen - aber kein Bändel!