«Strenger reglementiert als Morphium»
Schweizer Ärztinnen und Ärzte behandeln psychische Erkrankungen mit LSD und anderen psychoaktiven Substanzen. Fachmann Matthias Liechti erklärt, wie das mit den illegalen Substanzen funktioniert.
Veröffentlicht am 28. November 2024 - 14:50 Uhr
Beobachter: Herr Liechti, Sie beliefern Schweizer Ärztinnen mit LSD, Psilocybin und Co. Das sind doch illegale Drogen. Machen Sie sich damit nicht strafbar?
Matthias Emanuel Liechti: Nein. Es handelt sich zwar um psychoaktive Substanzen, die noch strenger reglementiert sind als Morphium. Aber diese Substanzen dürfen mit Ausnahmebewilligungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) von kompetenten Personen bezogen und abgegeben werden.
Stellen Sie die Drogen selbst her?
Nein. Das machen Pharmafirmen mit einer Spezialbewilligung. Die Chemiefirmen, die die Substanzen synthetisieren, und auch die Apotheke, die daraus die Darreichungsformen herstellt, benötigen zudem Bewilligungen für die Herstellung von pharmazeutischen Produkten von Swissmedic. Das ist also stark reguliert.
Zur Person
Und die Ärzteschaft, die solche Mittel einsetzt?
Ärztinnen und Ärzte benötigen für die Anwendung von LSD für jeden Patienten, den sie behandeln, eine Ausnahmebewilligung des BAG für eine zeitlich beschränkte medizinische Anwendung. Die gibt es nur, wenn andere Behandlungen nicht geholfen haben. Für die Lagerung von Betäubungsmitteln kann zudem eine kantonale Bewilligung notwendig sein.
Welche Bedingungen muss eine Ärztin sonst noch erfüllen?
Als Behandlerin muss man Ärztin sein in einer Praxis oder im Spital. Man muss gewisse Qualifikationen erfüllen und für die Bewilligung mit Daten begründen, wieso diese Therapie angezeigt ist und Aussicht auf Erfolg hat. Nach der Behandlung muss man einen Bericht zur Wirkung und zu Nebenwirkungen einreichen. Solche Erfahrungswerte sind neben wissenschaftlichen Studien für die Qualitätssicherung und die weitere Entwicklung der Psychedelika-assistierten Therapie enorm wichtig.
Sind Sie die Einzigen, die solche Substanzen beziehen?
Nein. Auch für Testzwecke, zum Beispiel den Nachweis von Drogen im Blut durch die Rechtsmedizin, müssen diese synthetischen Drogen als Referenzsubstanzen hergestellt werden können.
Was halten Sie davon, wenn Menschen in einem «therapeutischen Setting» zu Selbstfindungszwecken LSD einwerfen?
Selbstfindung und Selbsterfahrung gehören nicht zu den aktuell legalen bewilligbaren Anwendungen. Entsprechend gibt es dafür auch keine Ausnahmebewilligungen des BAG. Bei unkontrollierten Anwendungen ist zudem keine Qualitätssicherung bei den Produkten und der Betreuung gegeben. Die Drogen werden illegal beschafft. Man hat also keine Ahnung, wie viel und was genau drin ist.
3 Kommentare
Beobachter - einst mutig, einer der Missstände wie illegale LSD Experimente an unwissenden Insassen aufgedeckt hat. Skandalös, dass unter dem Deckmantel vom „BAG geprüft und streng reglementiert“ und „Sonderbewilligung“ die zerstörerische und gefährlichste aller Psychodrogen angepriesen wird. Zeige man mir EINEN Fall, der mit LSD geheilt wurde.
Verzeihung, aber sie versuchen Ihre persönliche Meinung über Substanzen wie LSD als Tatsache darzustellen.
Was sie hier über psychedelische Substanzen schreiben entbehrt zum einen jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und zeigt jedoch die von den Behörden geförderte Panik vor solchen Substanzen.
LSD führt nachweislich zu keinerlei Abhängigkeit.
Ich habe drei kaputte Bandscheiben und werde dafür mit unmengen an Opioiden, die Substanzen, welche in Amerika gerade für eine üble Krise sorgen, und Benzodiazepinen, eine weitere hochgradig suchterzeugende Substanz, welche inflationär verschrieben wird, versorgt. DAS sind gefährliche Drogen. Gerade weil sie sehr schnell verschrieben werden.
Ich würde Ihnen sehr nahelegen, mal mit einer Fachperson zu sprechen. Es könnte sehr aufschlussreich sein.
Ich selbst habe das große Glück, mit jemandem bekannt zu sein, Facharzt Psychiatrie, der selbst mit dieser Forschungsgruppe zusammen arbeitet und mich immer mal wieder mit den neuesten Informationen und Ergebnissen versorgt.
Nun, im Ranking der schädlichsten Drogen, erscheint LSD auf den hintersten Plätzen, während Alkohol auf Platz 1 ist.