Chatverläufe, Social-Media-Profile, Fotos – US-Beamte durchsuchen an der Grenze elektronische Geräte von Einreisenden. Wenn ihnen etwas missfällt, verhindern sie die Einreise. Einem französischen Forscher ist das im März auf dem Weg an einen Kongress in Texas passiert: Die Zollbeamten fanden Trump-kritische Nachrichten in seinen Chats und liessen ihn nicht in die USA einreisen.

Im Jahr 2024 reisten etwa 420 Millionen Menschen in die USA. Dabei wurden in rund 47’000 Fällen elektronische Geräte kontrolliert. Das zeigen Zahlen der US-Grenzschutzbehörde (US Customs and Border Protection, CBP). Sie verzeichnet bei den Kontrollen seit Januar 2025 einen Anstieg von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut «Financial Times» hat die Anzahl der Grenzkontrollen von Januar bis Mitte Mai bereits die Zahlen der ersten Hälfte des Jahres 2024 übertroffen.

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Die Electronic Frontier Foundation (EFF) engagiert sich für Grundrechte im digitalen Raum. In einem Leitfaden für Reisende in die USA gibt die Nichtregierungsorganisation Tipps zur Einfuhr von Handys und Laptops in die Vereinigten Staaten: 

1. Bei Geschäftsreisen hinter dem Arbeitgeber verstecken

Arbeitgeberrichtlinien schützen Reisende und sensible Daten über Grenzkontrollen hinaus. Lassen Sie sich vor Reisen in die USA von Ihrem Arbeitgeber schriftlich bestätigen, dass Sie keinen Zugriff auf gewisse Daten auf Ihrem Gerät haben. 

2. Die Zeit für Digital Detox nutzen oder das Smartphone nachschicken 

Lassen Sie Ihre elektronischen Geräte zu Hause oder lassen Sie sich diese per Post nachsenden. So können Grenzbeamte sie nicht bei Ihrer Einreise ins Land untersuchen. 

3. Temporäre Geräte nutzen

Besorgen Sie sich ein Ersatzgerät und laden Sie nur Informationen darauf, die Sie für Ihre Reise benötigen. Viele Unternehmen setzen auf diese Methode. 

4. Clouds und Flugmodus einschalten

Verlagern Sie Informationen auf Cloud-Dienste und schalten Sie den Flugmodus ein. So minimieren Sie die Daten, die Sie tatsächlich bei sich haben.

5. Nicht ganz leere Geräte mitnehmen

Löschen Sie, was Sie während Ihres Aufenthalts in den Vereinigten Staaten nicht brauchen. Sie können Ihr Gerät auch zurücksetzen. Grenzbeamte finden es aber möglicherweise verdächtig, wenn alle Ihre Daten vor dem Überqueren der Grenze gelöscht wurden.

6. Privat browsen

Nutzen Sie den privaten Browsermodus, der den Verlauf nicht auf dem Gerät speichert. So finden Grenzwächter schlechter heraus, was Sie online gemacht haben.

7. Bilder löschen oder woanders sichern

Handykameras sind nicht verschlüsselt. Es gibt also kaum technische Mittel, die Inspektion von Fotos zu verhindern. Die Lösung hier: Fotos löschen oder auf einen Cloud-Speicher verschieben. 

8. Geräte ausschalten

Schalten Sie alle Ihre Geräte aus, bevor Sie an einer US-Grenze ankommen. Dies verhindert eine Vielzahl von Hightech-Angriffen auf Verschlüsselungen. Die funktionieren nur, wenn ein Gerät eingeschaltet ist. 

9. Keine Daten verstecken 

Verzichten Sie darauf, Grenzbeamte zu täuschen oder irrezuführen. Sie könnten das absichtliche Verstecken von Daten als Lügen ansehen. Und einen US-Grenzbeamten zu belügen, ist ein schwerwiegendes Verbrechen. 

10. Privatsphäre-Modus bei Social-Media- und Onlineaccounts anpassen

Wenn Sie es unangenehm finden, dass die US-Regierung Ihre Social-Media-Beiträge überprüft, schalten Sie Ihre Accounts privat. Wenn Sie sicher gehen wollen, deinstallieren Sie die entsprechenden Apps und löschen Sie den Browserverlauf.

Wie also reagieren, wenn ein Grenzbeamter Sie auffordert, ihm dabei zu helfen, Ihre eigene digitale Privatsphäre zu verletzen? Laut EFF ist dies eine Frage, die je nach Ausgangslage und Herkunft unterschiedlich beurteilt werden muss.

Green-Card-Inhaber ebenfalls betroffen

US-Bürger dürfen so oder so einreisen. Ausländischen Besuchern, die nicht kooperieren, kann die Einreise untersagt werden. Auch Green-Card-Inhaber müssen sich bei einer Verweigerung auf komplizierte Fragen bezüglich ihres Aufenthaltsstatus gefasst machen.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät USA-Reisenden, sich frühzeitig bei der Botschaft der Vereinigten Staaten in Bern über die genauen Bestimmungen zu informieren: «Bei einem Verstoss gegen die Vorschriften droht eine Rückweisung, Festnahme oder Inhaftierung.»

Quellen