Der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker liegt in der Schweiz bei rund 32 Kilogramm. Der Wert ist fast doppelt so hoch wie der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene.

Der Bund verhandelt derzeit mit Lebensmittelherstellern über neue Reduktionsziele für Zucker und Salz bis 2028. Gemäss dem «Tages-Anzeiger» soll der Zuckergehalt in Joghurt, Quark, Getränken und Frühstückscerealien um weitere 10 Prozent gesenkt werden. In Fertigmahlzeiten und Pizzen sollen 20 Prozent weniger Salz drin sein.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Kritik aus der Lebensmittelindustrie

Die Lebensmittelindustrie zeigt sich teilweise skeptisch gegenüber diesen Zielen. David Arnold vom Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten warnt: «Wenn der Zucker immer weiter reduziert wird, leidet nicht nur der Geschmack – das Produkt fühlt sich im Mund auch anders an.»

Allerdings: Ein täglicher Konsum von 80 Gramm Zucker kann die Fettproduktion in der Leber ankurbeln und zu Erkrankungen wie Diabetes führen. Das sagt eine Studie von Philipp Gerber. Er ist Leitender Arzt an der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung am Universitätsspital Zürich.

Keine Bevormundung oder Zuckerobergrenze?

Politisch ist das Thema umstritten. Während Gesundheitsorganisationen strengere Massnahmen fordern, warnen Wirtschaftsverbände vor zu viel Regulierung. Der Mitte-Nationalrat Leo Müller mahnt im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger»: «Wir müssen aufhören, die Menschen im Land immer stärker zu bevormunden. Essen und trinken sollte trotz allem noch Freude bereiten.» Die Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt plant hingegen eine Motion für eine fixe Zuckerobergrenze in Getränken.

Die Debatte um Zucker in Lebensmitteln bleibt kontrovers. Während der Bund auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie setzt, fordern Gesundheitsexperten weitergehende Massnahmen. Die Diskussion um eine ausgewogene Ernährung und die Rolle des Staates dabei dürfte in den kommenden Jahren anhalten. Der Bund plant weitere Schritte im Rahmen seiner «Ernährungsstrategie 2025–2032».