Die Extragebühren fürs Handgepäck sollen fallen
Intransparente Gebühren fürs Handgepäck sorgen immer wieder für Ärger. Jetzt will die EU diese abschaffen.
Veröffentlicht am 1. Juli 2025 - 16:04 Uhr
Zu grosses Handgepäck kann teuer werden.
Diskussionen am Gate können den Ferienstart vermiesen. Häufig ist der Stein des Anstosses das Handgepäck. In den letzten Jahren haben Airlines immer mehr Sachen definiert, für die Reisende einzeln aufkommen müssen. Bestimmte Sitzplätze, Getränke, das Handgepäck. Jede Airline handhabt dies unterschiedlich.
Bis zu 72 Franken Zusatzkosten
Besonders Billigairlines sind in den letzten Jahren bei den erlaubten Grössen fürs Gepäck an Bord strikter geworden. So darf bei Easyjet nur noch ein Gepäckstück mit in die Kabine, das unter dem Vordersitz Platz hat. Grössere Koffer müssen dazugebucht werden, was laut Website ab Fr. 8.95 kosten.
Im Testbuchungsprozess kommen hier für ein kleines Köfferchen schnell 46 Franken pro Strecke zusammen. Wird das Stück nicht bei der Buchung bezahlt, wird es richtig teuer: Wenn sich das Handgepäck am Gate als zu gross erweist, muss der Passagier vor Ort happige 72 Franken blechen.
Sitzplätze für Kinder gratis reserviert
Solchen Gebühren will die EU nun Einhalt gebieten. Das EU-Parlament hat mit einer grossen Mehrheit dafür gestimmt, Extragebühren fürs Handgepäck abzuschaffen. Es will ausserdem einheitliche Masse fürs Handgepäck einführen. Passagiere sollen ohne zusätzliche Gebühr ein persönliches Gepäckstück wie eine Handtasche, einen Rucksack oder Laptop und ein kleines Handgepäckstück (Maximalmasse von 100 Zentimetern und 7 Kilo) mit an Bord nehmen können.
Kinder unter zwölf Jahren sollen zudem gratis neben ihrer Begleitperson sitzen können, entschied das Parlament. Denn auch mit der Wahl eines spezifischen Sitzes machen Airlines heute Geld. Bei Personen mit eingeschränkter Mobilität soll eine Begleitperson kostenlos mitreisen können.
Airlines wehren sich
Es dürfte allerdings noch etwas dauern, bis die neuen Richtlinien umgesetzt werden. Zunächst muss im Juli das Plenum zustimmen. Dann wird mit den EU-Mitgliedstaaten ausgehandelt, wie das Ganze umgesetzt werden könnte. Die Regeln dürften auch von der Schweiz übernommen werden.
«Die Einführung eines obligatorischen Handgepäcks nimmt den Fluggästen die Wahlmöglichkeit.»
Verband Airlines for Europe
Die Airlines wehrten sich vor der Abstimmung. So warnte der Verband Airlines for Europe, zu dem Ryanair, Lufthansa, Easyjet oder auch Air France KLM, gehören: «Die Einführung eines obligatorischen Handgepäcks nimmt den Fluggästen die Wahlmöglichkeit und zwingt sie, für Dienstleistungen zu zahlen, die sie vielleicht gar nicht wollen oder brauchen.»
Man würde auf Passagiere, die gerne leicht reisten, höhere Kosten für Millionen andere Flugpassagiere abwälzen. Die Kosten würden für alle steigen.
Ob dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Viele Reisende dürften froh um einheitliche Regeln und transparente Kostenstrukturen beim Handgepäck sein.
- EU-Parlament: Transport MEPs seek to reinforce passenger rights
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- Easyjet: Gebühren und Kosten