Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. 

Die Themen:

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Zollstreit: Seit einer Woche gelten die 39 Prozent. Was ist seither passiert?

Darum gehts: Seit gut einer Woche gelten die enorm hohen Strafzölle auf Schweizer Exporte in die USA. In der Wirtschaft werden bereits erste Konsequenzen der Zölle sichtbar. Der Flugzeugbauer Pilatus hat alle Lieferungen gestoppt. Andere Exporteure wie etwa die Insulin-Pen-Herstellerin Ypsomed prüfen, ob sie die Zölle möglicherweise umgehen können. Der Bundesrat hofft, bis Ende Oktober eine Lösung zu erreichen – und lehnt jede Gegenreaktion bis jetzt ab. 

Warum das wichtig ist: Im Parlament dominieren markige Worte und Schuldzuweisungen. Links der Mitte will man den Kauf der US-Kampfflugzeuge F-35 als Druckmittel nutzen. In der SVP sieht man die Schuld in Wirklichkeit bei jenen, die sich der EU angenähert und damit den Verhandlungen mit Trump geschadet hätten. Wirklich praktikable Ideen sind rar. Die Kampfjet-Idee hat der Bundesrat bereits beerdigt. Neckisch war aber die Idee von Swatch-Group-Chef Nick Hayek: Warum nicht unsererseits den Export von Gold nach Amerika massiv verteuern? Trump hatte diesen Anfang Woche notfallmässig vom Zoll ausgenommen. Das zeige doch, dass er hier verwundbar sei. 

Das sagt der Beobachter: Bei aller Aufregung sollte man die Hauptschuld für diese Zölle dort verorten, wo sie auch wirklich liegt: bei Donald Trump. Er hat diese Zölle im Alleingang beschlossen – und kann sie auch wieder aufheben, wenn ihm danach ist. Auch ein «Deal» würde nicht bedeuten, dass er ein paar Tage später nicht alles wieder über den Haufen wirft. Mit der EU liegt dagegen ein Vertrag auf dem Tisch, den beide Seiten im gegenseitigen Respekt ausgehandelt haben – und der nicht gleich wieder Makulatur wird, nur weil Ursula von der Leyen mal schlechte Laune hat:

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Abstimmung steht an: Klappt es diesmal mit der E-ID?

Darum gehts: Mit der E-ID sollen sich Schweizer Einwohner und Einwohnerinnen digital sicher ausweisen können – online, aber auch im Alltag, zum Beispiel um das Alter beim Einkaufen in einem Geschäft nachzuweisen oder ein offizielles Dokument zu beantragen. Die E-ID wird vom Staat ausgestellt. Die Nutzung der E-ID ist freiwillig. Die Identitätsdaten bleiben dezentral auf den Endgeräten der Nutzer gespeichert und sind mit dem Smartphone verknüpft. Darüber abgestimmt wird am 28. September.

Warum das wichtig ist: Während alle grösseren Parteien und Wirtschaftsverbände die E-ID befürworten, warnen Kritiker vor der kommerziellen Nutzung der Passdaten durch Techkonzerne. Sie könnten Verhaltensprofile erstellen und mit den Daten handeln. Hinter dem Nein-Komitee stehen die von früheren Mitgliedern der Piratenpartei gegründete Digitale Integrität Schweiz, die EDU, die Junge SVP sowie die Freunde der Verfassung. Beim Volk hat die E-ID aktuell gute Chancen. 56 Prozent befürworten sie  gemäss einer aktuellen Umfrage. 2021 scheiterte die E-ID noch an der Urne. Damals hätten auch private Firmen den digitalen Ausweis anbieten können.  

Das sagt der Beobachter: Man kann die E-ID bequem und fortschrittlich finden oder kritisieren, dass sie den Datenschutz schwächt – ob sie kommt, entscheiden wir frei und demokratisch. An vielen Orten in unserem Alltag ist das nicht so:

 

Beobachter deckt auf: Angst und Misstrauen in der Zahnklinik

Darum geht es: Der Klinikdirektor am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich sieht sich mit gravierenden Vorwürfen konfrontiert. Aktuelle sowie ehemalige Mitarbeitende werfen Klinikdirektor Murali Srinivasan eine toxische Arbeitskultur, mögliche Patientengefährdung und wissenschaftliches Fehlverhalten vor. Die Universität schaute jahrelang weg, wie eine Recherche des Beobachters zeigt.

Warum das wichtig ist: Der Direktor, ein international angesehener Zahnmediziner, weist alle Vorwürfe zurück. Die Klinik – früher als Armenklinik bekannt – behandelt vor allem Menschen mit geringem Einkommen, ältere Personen sowie Menschen mit Behinderung und betreibt auch eine mobile Zahnarztpraxis für Hausbesuche. Die Kontroverse reiht sich ein in eine ganze Reihe von Arbeitskonflikten, Skandalen und Kontroversen rund um die Uni Zürich.

Das sagt der Beobachter: Für diese Recherche haben wir mit rund einem halben Dutzend aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden aller Hierarchiestufen gesprochen, Dokumente, Fotos und Chatprotokolle ausgewertet. Wie wir sicherstellen, dass bei heiklen Recherchen die Fakten auch wirklich stimmen, lesen Sie hier:

Ausserdem wichtig diese Woche

  • Der Bundesrat will Umfang und Qualität der Post-Grundversorgung vorerst nicht antasten. Pläne, das Angebot zu schrumpfen, sind während der Vernehmlassung zur Revision des Postgesetzes heftig kritisiert worden.
  • Die Verhandlungen in Genf über ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung sind gescheitert. Die Kluft zwischen ambitionierten Staaten, darunter die Schweiz, und den Ölländern waren offenbar zu gross. 
  • Die Präsidentin des Schweizer Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer fordert verbindliche und einheitliche Massnahmen gegen heisse Klassenzimmer. Die Kantone sollen sich verpflichten, alle Schulhäuser zu messen und dann vorzuschreiben, wo eine Klimaanlage oder Lüftung eingebaut werden müsse. 
  • Kernkraftwerke sollen in der Schweiz wieder bewilligt werden können. Wie der Bundesrat am Mittwoch bekannt gab, hält er trotz Kritik von links und einer Mehrheit der Kantone an diesem Vorhaben fest. Nun wird das Parlament über das weitere Vorgehen entscheiden.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs und Peter Johannes Meier.

Wir bleiben für Sie dran. Bis nächste Woche.