Die Lebenskosten steigen – laut Verbraucherpreisindex um rund 2,9 Prozent für das Jahr 2022. Um das abzufedern, erhalten ausgewählte ETH-Angestellte im 2023 einen Teuerungsausgleich von 2,5 Prozent. Darunter gut verdienende Professorinnen und Professoren. Leer gehen die Doktorierenden aus, ausgerechnet jene also, deren Löhne ohnehin schon am tiefsten sind. 

ETH orientiert sich am Schweizerischen Nationalfonds

ETH-Mediensprecherin Franziska Schmid sagt auf Anfrage: «Seit 2013 koppeln wir die Löhne unserer Promovierenden an die Lohnansätze des Schweizerischen Nationalfonds (SNF).» Soll heissen: Wenn der SNF die Löhne anhebt, zieht die ETH nach. Die Anbindung habe den Vorteil, dass die Löhne für alle Doktorierenden transparent seien und dass die Doktorierenden eine feste Vollzeitanstellung haben.

Doch der SNF hat die Lohnbandbreite für Promovierende seit 2014 nicht mehr angehoben. Während andere ETH-Angestellte regelmässig Gehaltsanpassungen erhalten, arbeiten die Doktorierenden seit neun Jahren zu den gleichen Tarifen. Dazu sagt Schmid: «Bisher lagen die schweizweiten Teuerungen auf niedrigem Niveau.» Aufgrund der aktuellen Teuerung habe der SNF Änderungen in Aussicht gestellt. 

«Eigentlich sollten die Promovierenden immer zusammen mit den übrigen Angestellten einen Teuerungsausgleich erhalten.»

Olivia Stuber, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Transfair

Diskussion mit Hochschulen

Der SNF begründet die stagnierenden Gehälter ähnlich: «Die Lohnbandbreite deckte die 0,3 Prozent hohe Teuerung zwischen 2011 und 2021 ab», sagt Medienkoordinatorin Fanny Mülhauser. Gehaltsanpassungen seien dennoch ein Thema. Mitte dieses Jahres habe der SNF ein Programm in die Wege geleitet, das die Gehälter der Doktorierenden von 2025 bis 2028 anheben soll, so Mülhauser. 

Ausserdem diskutiere der SNF mit den Hochschulen über vorgezogene Gehaltsanpassungen. «Wir werden hierzu Anfang 2023 informieren.»

Branchenverband fordert seit Jahren höhere Gehälter

Aus Sicht des Personalverbands Transfair ist es nicht zu rechtfertigen, dass die Doktorierenden der ETH seit neun Jahren von den Lohnmassnahmen ausgeschlossen sind. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Olivia Stuber sagt: «Promovierende sind oft einer hohen Arbeitslast und grosser Instabilität aufgrund befristeter Arbeitsverträge ausgesetzt.» 

Jetzt sei es dringend angebracht, dass auch die Löhne der Promovierenden angehoben werden und der SNF die entsprechenden Anpassungen vornimmt. «Eigentlich sollten die Promovierenden immer zusammen mit den übrigen Angestellten einen Teuerungsausgleich erhalten», sagt Stuber. 

Der Personalverband Transfair fordert schon seit Jahren, dass die Löhne an der ETH für Promovierende und die anderen Angestellten im akademischen Mittelbau angehoben werden. Letzten Endes liege es aber im Ermessen der Hochschulen, inwiefern sie beim Mittelbau Gehaltsanpassungen vornehmen. 

Besonders betroffen von der Teuerung sind Vollzeitdoktorierende in der niedrigsten Lohnstufe. Das sind 36 Prozent aller Promovierenden an der ETH. Sie verdienen zwischen 47’040 Franken im ersten und 50’040 Franken im dritten Jahr.

Lohnanpassungen sind für Doktorierende weiterhin ungewiss

Derweil bleibt unklar, ob die ETH sich in Zukunft auch nach dem SNF richtet, falls dieser keinen Teuerungsausgleich für Promovierende einführt.

Gemäss Schmid werde eine ETH-interne Arbeitsgruppe Anfang Jahr nach Lösungen suchen – zusammen mit der Personalabteilung, Doktorierenden sowie Professorinnen und Professoren. «Wir arbeiten mit Hochdruck am Thema, auch wenn wir ein bisschen spät dran sind.»

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