In Australien müssen Plattformen wie Instagram, Snapchat, Tiktok oder X ab Mittwoch alle Accounts von Nutzern unter 16 Jahren deaktivieren. Bei Verstössen drohen den Plattformen hohe Bussen. Auch der Bund prüft aufgrund zweier parlamentarischer Vorstösse ein Nutzungsverbot für Tiktok und Co. für unter 16-Jährige. 

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) hingegen setzt auf Elternkurse statt auf Social-Media-Verbote. Corinne Strebel, Leiterin des Beobachter-Beratungszentrums und ehemalige Schulpräsidentin, ordnet das Vorgehen des LCH ein.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Der LCH will kein Verbot von Social Media, sondern die Eltern mehr in die Verantwortung nehmen. Finden Sie das richtig?
Grundsätzlich ist es eine Erziehungsaufgabe, die Kinder im Umgang mit sozialen Medien zu begleiten – es kann nicht alles an die Schule delegiert werden. Die Frage ist auch, wie viel ein Verbot wirklich bringen würde. Macht es Social Media dann nicht erst recht attraktiv? Und ja, als Eltern muss man sich dafür interessieren, was Kinder im Internet machen. 

Das heisst, Eltern haben auch eine Vorbildfunktion in diesem Bereich?
Ja, Eltern sind Vorbilder. Und sie sind auch nicht glaubwürdig, wenn sie den Kindern sagen, sie sollen nicht permanent am Handy hängen, aber tatsächlich selber immer damit beschäftigt sind. Man muss seinen eigenen Konsum selbstkritisch hinterfragen. Warum nicht gemeinsam mit den Kindern einen besseren Umgang damit erarbeiten?

«Eltern, informiert euch und seid interessiert.»

Corinne Strebel, Leiterin des Beobachter-Beratungszentrums

Eltern sind also in der Pflicht. 
Genau. Die Schwierigkeit ist, dass man als Eltern fast nicht nachkommt, weil alles so schnelllebig ist. Die Jugendlichen sind oft besser informiert als die Eltern. Das heisst aber nicht, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen können. 

Es wird oft bemängelt, dass viele Eltern keine Ahnung haben, was im Netz abgeht. Ihr Rat?
Informiert euch und seid interessiert. Viele Jugendliche sind zum Beispiel in Games unterwegs. Sie spielen oft nicht allein, sondern mit Kollegen. Schaut zu, was abgeht. Manchmal versteht man dann erst die Faszination. Es ist nicht so einfach, genau zu dem Zeitpunkt, an dem es Mama gesagt hat, abzustellen, wenn man mit den anderen noch mitten im Spiel ist. Ich verstehe aber auch, dass es als Eltern nicht einfach ist, à jour zu sein. Viele sind berufstätig oder sonst stark belastet. Und dann sollte man sich auch noch darum kümmern. Eine Überforderung.

Der Lehrerverband möchte deshalb einen obligatorischen Medienkurs für Eltern einführen. 
Ich finde es nicht schlecht, solche Kurse anzubieten. Ob ein Obligatorium die richtige Form ist, darüber lässt sich streiten. Wer überprüft das? Gibt es Bussen, wenn man nicht kommt? Aber grundsätzlich können solche Kurse Sicherheit vermitteln. 

Was sollen Eltern konkret tun, damit sich ihre Kinder nicht auf Tiktok oder Insta verlieren? 
Unbedingt mit den Jugendlichen Bildschirmzeiten definieren. Es ist immer einfach, zu sagen: «Hängt nicht dauernd an diesem Gerät.» Man muss dann auch Alternativen anbieten, zum Beispiel gemeinsam Tennis spielen gehen oder Treffen mit Kolleginnen ermöglichen. Jugendliche trennen das digitale und das reale Leben nicht so sehr wie wir Erwachsenen. Bei ihnen hängt es oft zusammen, man ist ja mit denen, mit denen man sich trifft, auch online unterwegs. 

Diskutieren Sie mit!

Sind Medienkurse für Eltern sinnvoll? Sollen Social Media für unter 16-Jährige auch in der Schweiz verboten werden? Teilen Sie Ihre Meinung in der Kommentarspalte.