Je anspruchsvoller die Aufgaben, desto höher der Lohn. Nach diesem Prinzip teilt die Stadt Zürich ihre Angestellten in ein mehrstufiges Lohnsystem ein. Innerhalb einer Stufe variiert das Salär zwar je nach Erfahrung und Leistung, es gibt jedoch feste Unter- und Obergrenzen. Nur wer in eine höhere Funktion kommt, klettert in der Lohnskala nach oben.

Die Dienstabteilung Immobilien der Stadt Zürich war kreativer – und fand einen anderen Weg zu höheren Löhnen. Im Zuge einer Überprüfung der Funktionsstufen durch das Human Resources Management Stadt Zürich (HRZ) wurden 20 Funktionen neu definiert. Die anspruchsvolleren Jobprofile führten automatisch in höhere Lohnstufen. So erhielten 82 der 421 Mitarbeitenden rückwirkend per Juli 2020 eine Lohnerhöhung. Das kostete die Stadt allein im zweiten Halbjahr 2020 rund 300’000 Franken. 

Nicht alle profitieren

Pro Angestellten ergibt das im Schnitt eine Lohnerhöhung von rund 600 Franken pro Monat. Unter den Beförderten sind auch 18 Personen aus dem oberen und erweiterten Kader. Der Zürcher FDP Präsident Severin Pflüger hat dafür kein Verständnis: «Die Immobilien-Abteilung und insbesondere das Kader sind bekannt für ihr hohes Lohnniveau.» In Leitungsfunktionen seien zu einem grossen Teil Akademiker, die schon immer gut verdient hätten.

Die Dienstabteilung wehrte sich in einem internen Schreiben: Für die Neudefinition seien nur Funktionen ausgewählt worden, die im städtischen Vergleich zurück liegen oder deren Aufgabengebiet sich seit der Einführung des städtischen Lohnsystems im Jahr 2007 stark verändert hätten. Profitieren würden vor allem tiefere Lohnklassen, heisst es auf Anfrage. Von welchen Löhnen die Rede ist, wollte die Abteilung aber nicht sagen. Die Erhöhungen seien aber nach wie vor im Rahmen der Budgetvorgaben 2020 des Gemeinderats.

Höhere Anforderungen

Die Überprüfung war im Sommer 2019 beim HRZ in Auftrag gegeben worden. Dafür wurden die Funktionen analysiert und neu bewertet. Der Grund für die Untersuchung war ein zunehmend komplexeres Arbeitsumfeld. Es stelle höhere Anforderungen an die Mitarbeitenden und erfordere mehr Qualifikationen, so die Immobilien-Abteilung. Diese Argumente überzeugen Severin Pflüger aber nicht: «Natürlich hat sich das Arbeitsumfeld verändert. Aber wo ist das nicht so? Die Aufgaben sind hingegen dieselben wie früher.»

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