Wertvolle Zeit für sich selbst

Bumm! Das Kind ist hingefallen und schreit lauthals. Dabei wollte meine Freundin Laura gerade – nur ganz kurz – die Breireste aufputzen, die Hannah ausgespuckt hat. Schnell hebt sie Hannah auf und schreibt mit der freien Hand ihrer Freundin, dass sie sich für den Spaziergang verspäten wird.

Laura ist vor einem Jahr Mutter geworden, und wir alle erleben mit, wie chaotisch und zeitintensiv es ist, das kleine Menschlein am Leben zu halten.

Jedes Wochenende in Kleinbasel auf die Gasse zu gehen, das liegt nicht mehr drin. Wenn das Kind am Abend im Bett liegt, heisst es: tief Luft holen, ein Glas Wein einschenken und Netflix starten. Gerade weil diese Momente so rar und wertvoll sind, schenke ich ihr: Zeit. Gepackt in einen Gutschein. Ich kümmere mich um Klein Hannah, und sie kann sich Gurkenscheiben auf die Augen legen, mit ihrem Freund ausgehen oder einfach mal wieder ein paar Stunden am Stück schlafen.

Das funktioniert übrigens bei allen, die mal Zeit zum Verschnaufen brauchen. So kann es auch ein Gutschein für pflegende Angehörige oder fürs Hundesitting in den Ferien sein. Man schenkt etwas Unbezahlbares und braucht dafür nichts ausser einer Karte.

Gemeinsame Abenteuer

Sebastian keucht sich die Lunge aus dem Leib und verflucht mich innerlich: Was für mich mehr Spaziergang als Bergtour ist, ist für ihn schweiss- und pulstreibend. Géraldine schreit kurz auf, als ihr in den Sinn kommt, dass sie den Korkenzieher für den Gipfelwein vergessen hat (keine Sorge – hab ich immer im Rucksack). Und Jürgen verliert kurz vor dem Gipfel erst die linke, dann die rechte Sohle seiner Wanderschuhe. Fragen Sie nicht, wie wir so wieder vom Creux du Van heruntergekommen sind, aber es war, nun ja, unvergesslich.

Was daran geschenkt sein soll? Als passionierter Ausflügler und Wanderer kenne ich mich zwischen St. Chrischona und Monte Generoso, zwischen Boden- und Genfersee besser aus als meine Freunde mit nachbarländlichem Migrationshintergrund. Von diesem Know-how lasse ich sie gern profitieren: Sie wählen aus meinen Vorschlägen einen aus, der ihnen zusagt, um den Rest kümmere ich mich: Fahrplan, Alternative, falls etwas dazwischenkommt (kaputte Wanderschuhe zum Beispiel), Wegbeschreibung, Verpflegung, Aussichtspunkte. Sie müssen sich um nichts kümmern (der Korkenzieher ist dabei), bloss wandern müssen die Beschenkten selbst. Solange ihre Schuhe noch Sohlen haben.

Der Winter eignet sich perfekt, um ein solches Geschenk einzulösen. Nie ist die Stille der Natur eindrücklicher als auf einer Wanderung durch die frisch verschneite Landschaft. www.wegwandern.ch → Themen → Winter

Freude im Abonnement

Es klingelt. Vermutlich der Pöstler, der mir bestenfalls eine Bestellung, schlimmstenfalls ein bedrohliches Einschreiben in die Hand drückt. Doch ich liege falsch: Da steht eine leicht verschwitzte Velokurierin. Sie zwinkert verschmitzt und überreicht mir feierlich einen grossen Blumenstrauss.

Dieses Szenario wiederholte sich bis vor kurzem alle zwei Wochen – denn ich wurde mit einem Blumenabo beschenkt. Über Monate hinweg freute ich mich immer wieder über den bunten Fleck im Wohnzimmer, der zunächst in knackigen Farben leuchtete und irgendwann die Köpfe müde hängen liess. Den Kreislauf der Natur erahnte ich auch an den saisonalen Blüten: Schleichend wichen sommerlich-zarte Malven und Löwenmäulchen herbstlichen Hortensien oder Lampionblumen.

Mein Geschenktipp ist deshalb «Freude im Abo». Am besten erkundigt man sich beim lokalen Blumenladen des Vertrauens nach dem Angebot. Wer es nicht so mit Blumen hat, kann sich etwa für regionales, saisonales Biogemüse oder frische Eier entscheiden. Viele Bauernhöfe liefern ihre Produkte auch im Abo nach Hause.

Auf www.hoflädeli.ch, www.biomondo.ch oder www.gemuese.ch findet man Hofläden von Biobauern aus der Region.

Spenden statt schenken

Der Nachmittag vor Heiligabend 1997, in einem Rebberg: Der Himmel sieht aus wie eine Betondecke und lässt eisige Tropfen fallen. Meine Freundin Marina reibt sich die Hände, um etwas warm zu werden. Wir sind 17 und treffen uns noch kurz an unserem Lieblingsplatz, bevor wir uns fürs Familienfest wieder trennen müssen.

Marina überreicht mir ein Couvert. Damit ist schon klar: Sie schenkt mir weder Glitzer-Lidschatten noch die neue CD der englischen Band Blur oder hochprozentigen Fusel, den man gut in den Club schmuggeln kann.

Ich ziehe eine Spendenbescheinigung heraus: «Sie haben 20 Franken an Ärzte ohne Grenzen gespendet. Herzlichen Dank». Ich bin kurz enttäuscht. Dann erfasst mich eine Welle der Ehrfurcht: Marina denkt weiter. Weiter als zur nächsten Britpop-Party und zum DJ, der noch ganz gut aussieht. Sie denkt an die Menschen, die wahre Sorgen haben. Auf dem Weg nach Hause fühle ich mich beseelt von ihrer guten Idee. Und wahnsinnig erwachsen.

Seither verschenke ich selber immer wieder Spenden zu Weihnachten. Wie das ankommt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wer würde sich schon über ein sinnvolles, selbstloses Geschenk beklagen? Aber ich hoffe, dass es den Menschen, die damit unterstützt werden, ein kleines bisschen besser geht.

Merkblatt «Wie richtig spenden?» bei Guider

Worauf kann man beim Spenden achten? Welche Gütesiegel bedeuten was? Wie zeichnen sich private Hilfswerke gegenüber grossen Spendenorganisationen aus? Beobachter-Abonnenten erhalten im Merkblatt «Wie richtig spenden?» weitere Tipps.

Gebackenes und Gebrautes

Zu Weihnachten backe ich sehr gern. Variationen vom heimischen Tirggel, mit Liebe und von Hand gebogene Vanillekipferl und Zweierlei vom Spitzbueb. Natürlich nicht! Zu Weihnachten lasse ich meine Kindersklaven (sieben und neun Jahre alt) für mich arbeiten. Anfangs eifrig, danach zunehmend widerwillig wird der Mailänderli-Teig gemischt, ausgiebig geknetet, ausgewallt und bis aufs letzte Fitzelchen ausgestochen.

Das angebräunte Resultat lässt sich dann – dank seiner etwas trocken-staubigen Konsistenz – bestens zu einer selbstgemachten Teemischung verschenken. Und die geht ganz fix: 80 Gramm getrocknete Apfelringe fein hacken, 30 Gramm getrocknete Pfefferminzblätter, 100 Gramm Kräutertee sowie eine zerstossene Zimtstange hinzugeben. Das Ganze beliebig portionieren, in trockene Gläser abfüllen und luftdicht verschliessen.

Meinen Freundinnen und Freunden, die gern Tee (oder Kaffee) unterwegs trinken, schenke ich dieses Jahr einen Thermobecher. Die Schweizer Bevölkerung verbraucht pro Kopf und Jahr 100 Kilo an Einwegverpackungen. Das ist der höchste Wert in Europa und dreimal so viel wie der europäische Durchschnitt. Das muss sich ändern.

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