Ringier hat bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige wegen betrügerischer Fakeartikel und Deepfakevideos eingereicht. Die Anzeige richtet sich gegen ein international operierendes Netzwerk von Kryptobetrügern. Ringier geht von einer kriminellen Organisation aus, die unter anderem in Georgien, Israel, Zypern und in der Karibik operiert.

Mit der Anzeige will das Unternehmen, zu dem auch der Beobachter gehört, nicht nur die direkten Täter belangen, sondern auch Social-Media-Plattformen in die Pflicht nehmen.

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Im Zentrum der Anzeige stehen Dutzende gefälschter Artikel, die als Werbung in sozialen Netzwerken geschaltet wurden. Diese Fake Ads imitieren das «Blick»-Layout und missbrauchen Namen von Journalisten sowie Prominenten. Es kursieren auch Videos, in denen etwa Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter scheinbar für Investitionsplattformen wirbt.

«Mit dieser Strafanzeige wollen wir nicht nur gegen die direkten Täter vorgehen. Wir senden auch eine klare Botschaft an Social-Media-Unternehmen wie Meta, mehr Verantwortung zu übernehmen.»

Ringier-Rechtsanwalt Serafin Oberholzer

Die Beiträge wurden mittels KI manipuliert – Stimme und Lippenbewegung der Bundesrätin gefälscht, Aussagen frei erfunden. Weder Keller-Sutter noch die Journalistin haben jemals etwas mit diesen Inhalten zu tun gehabt. Für Ringier ist das nicht nur ein klarer Fall von Identitätsmissbrauch, sondern eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit aller Medien.

Professionelle Betrügerfirma

Und nicht nur das: Die Masche zielt darauf ab, Schweizerinnen und Schweizer abzuzocken. Sie läuft immer ähnlich ab. Zuerst wird ein reisserischer Artikel angezeigt. Darin wird eine Investitionsplattform beworben – mit angeblich garantierten Gewinnen von mehreren Tausend Franken pro Tag.

Wer seine Kontaktdaten hinterlässt, wird kurz darauf angerufen – von professionellen Callcentern im Ausland. Die Anrufer geben sich als Finanzberater aus, drängen auf schnelle Einzahlungen und versprechen traumhafte Renditen. Oft setzen die Betrüger die Opfer unter massiven psychischen Druck.

Wegen Fake Federer viel Geld verloren

Die Folgen können verheerend sein: Der Beobachter schrieb über einen ehemaligen Geschäftsmann, der wegen eines gefälschten Roger-Federer-Interviews über 250’000 Franken an die Kryptobetrüger verloren hatte. Er hatte sich auf der Internetplattform Crypto1Capital registriert, die Federer angeblich Glück gebracht hat. Hier können Sie die Geschichte von Marcel Bräuchi auch in einer Podcast-Folge hören.

«Mit dieser Strafanzeige wollen wir nicht nur gegen die direkten Täter vorgehen. Wir senden auch eine klare Botschaft an Social-Media-Unternehmen wie Meta, mehr Verantwortung zu übernehmen», sagt Ringier-Rechtsanwalt Serafin Oberholzer. «Sie verfügen nämlich über die technischen Möglichkeiten, solche Fakeanzeigen zu erkennen und zu verhindern.» Trotzdem tauchten die Fakeartikel wiederholt in Schweizer Feeds auf.

Folgenreiches Urteil in Deutschland

Ein kürzlich gefälltes Urteil in Deutschland zeigt, dass juristischer Druck wirken kann: Meta wurde zur Löschung identischer Deepfakes verpflichtet, ohne dass es eines erneuten Hinweises durch die Opfer bedurfte.

Bis die Betrüger gestoppt sind, ist Wachsamkeit angezeigt: Seriöse Medien werben nie direkt für Kryptoinvestments. Misstrauen ist angebracht bei Versprechungen hoher Renditen. Vor allem sollte man sich am Telefon nicht unter Druck setzen lassen.

Quellen