Das Smartphone ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken – auch nicht auf dem WC. Sehr viele Leute verbringen dort mehr Zeit als nötig. Stuhlgang einerseits, Whatsapp-Nachrichten, Tiktok-Videos und Serienstreaming anderseits. Das hat Folgen. 

Ein Team rund um die Gastroenterologin Trisha Pasricha von der Harvard-Universität fand heraus, dass langes Handynutzen auf dem stillen Örtchen das Risiko für Analprobleme um 46 Prozent erhöht.

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Alle haben Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind Gefässpolster im Analkanal, die gemeinsam mit dem Schliessmuskel den Darmausgang abdichten. Jeder Mensch hat also Hämorrhoiden. Wer nun aber exzessiv Zeit mit dem Handy auf dem WC verbringt, kann diese verändern, weil durch die Schwerkraft mehr Druck auf dem Geflecht lastet.

Dr. med. Daniel Steinemann,Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie am Claraspital und Leiter Beckenbodenzentrum bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel, FMH Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie / EBSQ Koloproktologie©ZVG

«Langes Pressen und Drücken auf dem WC lässt die Hämorrhoiden anschwellen», sagt Daniel Steinemann, stellvertretender Chefarzt Viszeralchirurgie und Leiter Beckenbodenzentrum bei Clarunis.

Quelle: PD

«Es ist nicht ratsam, längere Zeit auf der Toilette zu verbringen, als nötig ist», sagt denn auch Daniel Steinemann, stellvertrtetender Chefarzt Viszeralchirurgie und Leiter Beckenbodenzentrum bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel. Langes Pressen und Drücken verursache einen Aufstau des Venengeflechts am After und lasse die Hämorrhoiden anschwellen.

Ein Volksleiden

Wenn sich Hämorrhoiden vergrössern, aus dem After austreten, brennen, jucken oder bluten, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Eine der häufigsten Erkrankungen in den Industrienationen. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen über 30 haben im Lauf ihres Lebens Probleme mit Hämorrhoiden. «Wir sprechen tatsächlich von einem Volksleiden», so Mediziner Daniel Steinemann.

Vorbeugend helfe dagegen eine regelmässige Darmentleerung – sowie eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Bewegung. «Zur Darmentleerung sollte man die Toilette nur bei Stuhldrang aufsuchen. Und starkes Pressen ist zu vermeiden», präzisiert Spezialist Steinemann. Kurze Toilettengänge sind angezeigt.

Das Handy bietet Abwechslung auf dem WC

Aber das fällt anscheinend den meisten Leuten im Handyzeitalter schwer. Viele hätten auf der Toilette gern Abwechslung, schreibt Studienautorin Trisha Pasricha.

66 Prozent der Studienteilnehmer nutzten ihr Handy auf der Toilette. Fast 40 Prozent davon sassen länger als fünf Minuten auf der Schüssel.

Man müsse entspannt sein, damit sich der Darm entleeren lässt. Insgesamt benutzten 66 Prozent der von der Wissenschaftlerin Befragten ihr Handy während des Toilettengangs. Und von diesen sassen fast 40 Prozent mehr als fünf Minuten auf der Schüssel, Männer gar mehr als sechs Minuten.

«Gut möglich, dass dieses Verhalten durch die hohe Verfügbarkeit des Handys zunimmt», sagt Mediziner Steinemann. Genauso gut könne es aber sein, dass Personen, die ohnehin unter Verstopfung leiden, auf der Toilette vermehrt zum Smartphone greifen.

Eine göttliche Strafe

Hämorrhoiden wurden schon im Alten Testament als «göttliche Strafe» beschrieben. Und auch der französische Sonnenkönig Louis XIV litt unter analen Fisteln. «Nichts Neues also», meint Daniel Steinemann. Die Häufigkeit von Hämorrhoiden sei in den letzten Jahrzehnten stabil. Hoffentlich bleibt das trotz Smartphone so.

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