Die meisten älteren Menschen in der Schweiz wollen so lange wie möglich zu Hause in ihrem vertrauten Umfeld leben. Selbstbestimmt, aber gut unterstützt. 

Das ist auch eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Selbstbestimmtes Altern zu Hause entlastet die stationäre Versorgung und die Gesundheitskosten.

Ohne soziale Kontakte drohen im Alter Einsamkeit und Verwahrlosung.

Möglich ist das aber nur, wenn die Senioren Personen haben, die etwas mit ihnen unternehmen, sie im Alltag unterstützen oder einfach Zeit mit ihnen verbringen. Sozial eingebunden zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, ist zentral für das Wohlbefinden. Ohne solche Kontakte drohen Einsamkeit und Verwahrlosung

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Altersforscher Riccardo Pardini von der Berner Fachhochschule zeigt in einer neuen Studie, wie mobile Altersarbeit ein würdevolles Älterwerden ermöglicht. Dem Beobachter sagt er, warum dabei psychosoziale Themen so wichtig sind.

Zur Person

Beobachter: Riccardo Pardini, was genau ist «mobile Altersarbeit»?
Riccardo Pardini:
Mobile Altersarbeit ist ein neuer Ansatz, um ältere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen. Sie erreicht die Menschen dort, wo diese sich im Alltag aufhalten. Als Schnittstelle trägt sie dazu bei, die bestehenden lokalen Unterstützungs- und Freizeitangebote bei der älteren Bevölkerung bekannt zu machen und zu vermitteln. 
 

Warum ist das wichtig?
Die Förderung und die Sicherstellung der sozialen Teilhabe älterer Menschen sind extrem wichtig. Es geht nicht nur darum, als Vermittlung vor Ort zu sein, um bestimmte Angebote bekannt zu machen. Sondern auch darum, die Seniorinnen und Senioren untereinander zu vernetzen, damit sie gut aufgehoben sind in einem sozialen Nahfeld. Damit sie eben nicht vereinsamen oder verwahrlosen. 
 

Es geht vor allem um Beziehungsarbeit?
Ja, aktiv vor Ort in Kontakt und in Beziehungen mit der älteren Bevölkerung zu kommen, ist zentral. Wenn es in einem Viertel keine Begegnungsorte wie einen Park oder ein Quartiercafé gibt, dann ermöglicht die mobile Altersarbeit solche. Das Ziel ist, soziale Nähe zu schaffen, damit die älteren Leute mit Unterstützung möglichst lange zu Hause leben können. 
 

Also auch eine Art Nachbarschaftshilfe?
Die Fachpersonen beraten nicht nur zum Thema Unterstützung, sondern sie bieten einen erleichterten Zugang zu sinnstiftenden Tätigkeiten im Rahmen von Freizeitaktivitäten. Zum Beispiel, dass eine ältere Person in eine Wandergruppe kommt, wenn sie gerne wandert, oder an einem Jass-Nachmittag teilnehmen kann, wenn sie gerne Karten spielt. 
 

Gibt es Vorbilder?
Die mobile Altersarbeit befindet sich noch in der Pionierphase, und es gibt auch in anderen europäischen Ländern kaum Beispiele. Hervorzuheben ist allerdings das Streetwork-Projekt «Save» in München: Seit 2019 beraten Fachpersonen vulnerable ältere Menschen, die sich im öffentlichen Raum aufhalten.

Quellen