Alles wird teurer – jetzt kommen Forderungen nach mehr Lohn
Die Löhne sollen im Schnitt um zwei Prozent steigen, fordert der Arbeitnehmerverband Travail Suisse. Der Beobachter hat derweil Tipps, wie Sie Ihre Situation selber verbessern können.
Veröffentlicht am 19. August 2025 - 17:17 Uhr
Im Gesundheitsbereich sollen die Löhne besonders erhöht werden – um durchschnittlich vier Prozent.
Mieten und Krankenkassenprämien drücken vielen aufs Portemonnaie. Am Dienstag präsentierte der Arbeitnehmerverband Travail Suisse gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden die Lohnforderungen für 2026: Die zweitgrösste Arbeitnehmer-Dachorganisation der Schweiz will, dass die Löhne über alle Branchen hinweg durchschnittlich um zwei Prozent erhöht werden.
Der Verband argumentiert mit den steigenden Lebenshaltungskosten. Mieten und Krankenkassenprämien belasteten die Haushalte stark. Nachdem die Prämien in den letzten Jahren schon stark gestiegen seien, sei für nächstes Jahr ein weiterer Anstieg um vier Prozent prognostiziert. Zwischen 2023 und 2026 reduzierten die hohen Prämien das Medianeinkommen um 0,2 bis 0,5 Prozent, so Travail Suisse. Bei Familien sogar um bis zu 0,8 Prozent.
Unterschiede je nach Branche
Die Reallöhne hätten mit den steigenden Lebenshaltungskosten derweil nicht mitgehalten, so der Verband. Auch wenn sich die Situation in den letzten zwei Jahren verbessert habe, seien die Reallöhne über die letzten zehn Jahre hinweg stagniert.
«Die Arbeitgebenden haben es in den letzten Jahren vielerorts versäumt, die Löhne an die höheren Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmenden anzupassen. Deshalb besteht weiterhin Nachholbedarf», wird Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail Suisse, in der Medienmitteilung zitiert. Die Wirtschaft wachse, bei den meisten Unternehmen bestünden entsprechende Spielräume.
Die Forderungen der Arbeitnehmer unterscheiden sich von Branche zu Branche. «Im Gesundheitswesen und im Baugewerbe besteht ein bedeutender Lohnrückstand aus den letzten Jahren. In beiden Branchen braucht es deshalb substanzielle Lohnerhöhungen für eine Sicherung der Kaufkraft», so Yvonne Feri, Präsidentin der Gewerkschaft Syna. Im Gesundheitsbereich etwa fordert sie Lohnerhöhungen um durchschnittlich vier Prozent.
Arbeitgeber: «Überzogene» Forderungen
Die Arbeitgeberseite lehnt die Forderungen ab. Wegen der moderaten Konjunktur und der tiefen Inflation seien die verlangten zwei Prozent überhöht, schreibt der Arbeitgeberverband. Aufgrund der jüngst eingeführten US-Zölle seien sie «noch überzogener». Flächendeckende Lohnerhöhungen von über einem Prozent seien nicht mehr realistisch – es brauche eine Lohnrunde mit Augenmass, ohne die Wettbewerbsfähigkeit und damit das Fundament langfristiger Lohnerhöhungen zu gefährden.
Derweil sind in der Schweiz jede zweite Frau und rund ein Drittel der Männer unzufrieden mit ihrem Salär. Aber nur wenige nehmen das Thema selbst aktiv in die Hand: Gemäss einer Umfrage wollen nur sechs Prozent in diesem Jahr über eine Lohnerhöhung verhandeln, wie der Beobachter berichtete. Viele haben Angst, den Job zu verlieren.
Auch Sie wollen mehr verdienen, wissen aber nicht, wo Sie anfangen sollen? Dieser wöchentliche Newsletter begleitet Sie Schritt für Schritt zur Lohnerhöhung: Hier können Sie ihn abonnieren.
Und mit diesen Beobachter-Tipps bereiten Sie sich optimal auf eine Lohnverhandlung vor – und vermeiden typische Fehler:
- Travail Suisse: Mediendossier «Lohnforderungen 2026: Kaufkraft sichern, Konjunktur stabilisieren»
- Arbeitgeberverband: Lohnrunde 2026: Gemeinsam stark durch die Krise dank Stabilität statt überzogener Forderungen