Trinkwasserverbot beim Flughafen Basel
Im Elsass dürfen Kleinkinder, Schwangere und Schwerkranke kein Leitungswasser mehr trinken. Es ist mit Chemikalien verseucht, die von Feuerlöschschaum stammen. Die Sanierung kostet Millionen.
Veröffentlicht am 7. Mai 2025 - 17:26 Uhr
Im Löschschaum sind viel PFAS drin.
Beim Euro-Airport Basel-Mülhausen ist das Grundwasser mit Chemikalien verseucht. In elf Elsässer Gemeinden, die an Basel grenzen, ist es deshalb seit dem 5. Mai verboten, Leitungswasser zu trinken. Zumindest für vulnerable Personen wie Kleinkinder, Schwangere und Schwerkranke. Das haben die Behörden des Departments Haut-Rhin verfügt.
Bei der Chemikalie handelt es sich um PFAS, die sogenannten Ewigkeitschemikalien. So werden diese Stoffe genannt, weil sie extrem stabil und nicht biologisch abbaubar sind. Firmen setzen sie in vielen Industrieprozessen und Konsumgütern ein, wie etwa Teflonpfannen, Lebensmittelverpackungen und Textilien. Sie gelten als krebserregend und sind verantwortlich für viele gesundheitliche Probleme, wie der Beobachter berichtete.
Vom Löschmittel ins Grundwasser
Die Feuerwehr hatte bei Übungen am Flughafen Löschmittel eingesetzt, die PFAS enthielten. Das ist legal. Bisher sind nur wenige dieser Stoffe verboten. Die EU diskutiert aber gerade ein weitreichendes Verbot von PFAS, das die Schweiz vermutlich übernehmen würde. Während Jahrzehnten haben Feuerwehren vielerorts PFAS-haltige Feuerlöschschäume eingesetzt. Auch heute noch.
Die Chemikalien gelangten beim Euro-Airport ins Grundwasser. Bis zum Vierfachen des Grenzwerts von 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser wurden gemäss SRF gemessen.
In Basel kein Verbot
Im direkt benachbarten Basel gibt es kein Verbot, weil dort das Trinkwasser nicht aus dem Grundwasser, sondern aus dem Rhein bezogen wird. Dieser ist gemäss Basler Kantonschemiker Yves Parrat viel weniger stark mit PFAS belastet.
In der vom Trinkwasserverbot betroffenen Region im Elsass schaffen die Behörden jetzt schnellstmöglich Wasserfilter und Wasseraufbereitungsanlagen an. Rund 20 Millionen Euro dürften die Massnahmen kosten, schätzt die Präfektur des Departements Haut-Rhin. Deswegen müssen die Behörden ohne externe Finanzierung ab 2026 den Wasserpreis erhöhen.
Wer bezahlt die teuren Sanierungen?
Auch auf die Schweiz kommen in den nächsten Jahren kostspielige Sanierungen von PFAS-verschmutzten Gebieten zu. Momentan versuchen sich Bund und Kantone einen Überblick darüber zu verschaffen, wie stark Böden, Gewässer und Lebensmittel in der Schweiz mit den Chemikalien belastet sind. Bisher ist das weitgehend unbekannt.
Weil es bei den Sanierungen um viel Geld geht, prüft der Bund eine Erweiterung des heute schon geltenden Verursacherprinzips. Der Beobachter hat letztes Jahr gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz herausgefunden, dass der Bund abklärt, ob er künftig Herstellerinnen und Importeure für die Behebung von Schäden zur Kasse bitten kann – was auf heftigen Widerstand in den betroffenen Industriezweigen stossen dürfte.
- Bericht im SRF-Regionaljournal Basel: Verbot der Trinkwassernutzung wegen Flughafen im Elsass bei Basel
- Mitteilung des Präfekten des Departements Haut-Rhin: Restriction de l’usage de l’eau potable dans l’agglomération de Saint-Louis pour les personnes sensibles
- Artikel BZ Basel: Feuerwehren in beiden Basel setzen problematischen PFAS-Löschschaum weiterhin ein – die Hintergründe