Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Es sind diesmal ziemlich viele. Wir haben Ihnen am Schluss eine Handvoll weitere Nachrichten kurz zusammengefasst.

Die Themen diesmal:

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Ganz unten: Menschenhandel mit Chinesinnen aufgedeckt

Darum gehts: Die Berner Kantonspolizei hat einen grossen Fall von Menschenhandel aufgedeckt. 146 mehrheitlich aus China stammende Frauen wurden illegal in die Schweiz gebracht und sexuell ausgebeutet. Sie lebten in Privatwohnungen, die sie nur selten verlassen konnten. Ihre Einnahmen aus der Prostitution mussten sie grösstenteils den mutmasslichen Tätern übergeben. Drei Männer und zwei Frauen sollen demnächst wegen Menschenhandels angeklagt werden. 

Warum das wichtig ist: Opfer von Menschenhändlern leben ganz unten in der Gesellschaft. Sie werden mit falschen Versprechungen in die Schweiz gelockt, müssen ihre Einnahmen Zuhältern übergeben und Schulden für Schlepper begleichen. Weil sie illegal arbeiten, fehlt ihnen auch jegliche soziale Absicherung. Ausser durch Heirat haben sie kaum eine Möglichkeit, ihren Aufenthalt zu legalisieren und sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Nur in seltenen Fällen ist dies über ein Asylgesuch möglich. 

Das sagt der Beobachter: Menschenhandel findet nicht nur in der Prostitution statt – und es sind nicht nur Frauen betroffen. Rund ein Viertel der Opfer arbeiten ausserhalb dieses Gewerbes: auf dem Bau, in der Landwirtschaft, in der Gastronomie oder in privaten Haushalten. Strafverfolger kritisieren den mangelhaften Datenaustausch zwischen den Kantonen, der ein effizienteres Vorgehen gegen landesweit aktive Täter behindere. Der Nationalrat wollte dem Bund mehr Mittel bereitstellen, um Menschenhändler besser zu verfolgen und Opfer zu schützen. Der Ständerat lehnte dies im vergangenen Herbst ab.

Geld in der Politik: Parteienfinanzierung bleibt undurchsichtig – jetzt will die Finanzkontrolle aufgeben

Darum gehts: Seit 2022 müssen alle nationalen Parteien und Wahlkampfkomitees ihre Finanzen der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) offenlegen. Doch diese will die Rolle als Prüferin in der heutigen Form nicht mehr. Sie könne nicht garantieren, dass die gemeldeten Zahlen tatsächlich stimmen – und könnte sogar gezwungen sein, wissentlich Falschangaben zu publizieren. Das zeigt der Jahresbericht der EFK, der diese Woche öffentlich wurde. 

Warum das wichtig ist: In kaum einer anderen europäischen Demokratie ist der Einfluss des Geldes so unreguliert wie hierzulande. So gibt es zum Beispiel keine Obergrenze, wie viel Geld jemand spenden darf. 2021 hatte das Parlament beschlossen, die Blackbox immerhin ein wenig transparenter zu machen. Seit 2022 müssen nationale Parteien Spenden über 15’000 Franken offenlegen und angeben, von wem die Zuwendungen stammen. Doch das System hat Löcher: Grosse Geldgeber können zum Beispiel problemlos verschleiert werden, etwa indem Vereine oder Stiftungen vorgeschoben werden.

Das sagt der Beobachter: Die EFK ist heute tatsächlich in einer unmöglichen Position. Findet sie Falschangaben, darf sie diese ohne rechtskräftiges Urteil nicht öffentlich machen. Es ist darum schlüssig, dass sie diese Rolle abgeben will. Der Beobachter und das Recherchekollektiv WAV finden: Was die EFK bis jetzt herausgefunden hat, muss öffentlich sein:

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Gesundheit in der Schweiz: Frauen haben öfter körperliche Beschwerden

Darum gehts: Frauen und Männer können damit rechnen, etwa 72 Jahre in guter Gesundheit zu leben. Das zeigt die aktuelle Schweizerische Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik (BFS), die Anfang Woche veröffentlicht wurde. Zwar haben Frauen eine fast vier Jahre längere Lebenserwartung als Männer, sie haben aber öfter körperliche Beschwerden.

Warum das wichtig ist: Mehr Männer rauchen, jeder zweite Mann ist übergewichtig oder sogar fettleibig, und Männer lassen sich seltener behandeln, wenn sie psychische Probleme haben. Trotzdem geht es ihnen im Schnitt besser: Sie sind weniger häufig depressiv, unzufrieden mit ihrem Gewicht oder chronisch krank. Das zeigt: Allein an den biologischen Unterschieden kann es nicht liegen, dass Frauen öfter mit gesundheitlichen Problemen kämpfen – die Gesellschaft trägt ihren Teil dazu bei.

Das sagt der Beobachter: Wussten Sie, dass Autos mehrheitlich mit männlichen Dummys getestet werden – und darum das Risiko, bei einem Autounfall zu sterben, für Frauen fast 17 Prozent höher ist? Wir haben vor einiger Zeit mal zusammengetragen, wie fest die Welt noch immer auf Männer ausgerichtet ist. Nach wie vor lesens- und bedenkenswert:

Die Nachricht ging im Januar um die Welt: In Washington kollidierte wegen eines Fluglotsenfehlers ein Linienflug mit einem Helikopter – 67 Menschen starben. Seither reissen die Meldungen aus Amerika nicht ab: In Newark verlor der Tower wegen technischer Probleme mehrfach den Kontakt zu den Flugzeugen, landesweit warnen Lotsen vor zu wenig Personal und lottriger Technik. Es ist die Quittung dafür, dass die USA über Jahrzehnte ihre Flugsicherheit kaputtgespart haben. Apropos:

«Ohne zusätzliche Finanzierung besteht das Risiko, dass das Unternehmen seinen Auftrag nicht mehr vollumfänglich erfüllen kann.» – Eidgenössische Finanzkontrolle

Das schreiben die Finanzprüfer des Bundes diese Woche in einem Bericht zur Schweizer Flugsicherung Skyguide. Konkret geht es um das «Virtual Center», das die bisher getrennten Flugsicherungszentren in Genf und Zürich digital zusammenführen soll. Doch es ist nur eins der Probleme, mit denen Skyguide kämpft, weil Geld und Fachkräfte fehlen. 2022 kam es wegen eines Hardwareproblems sogar zur Sperrung des ganzen Luftraums. Anschnallen, bitte.

Auch sonst war diese Woche viel los.

Das war sonst noch wichtig:

  • Der Vorstand der IV-Stellen-Konferenz fordert eine Altersgrenze und die Möglichkeit, Renten befristet zu sprechen. Menschen unter 30 sollen keine Rente mehr bekommen. Hintergrund: Immer mehr Junge beziehen eine IV-Rente – mehrheitlich wegen psychischer Erkrankungen.
  • Der Bundesrat ist grundsätzlich für flexiblere Homeoffice-Regeln. Die Mindestruhezeit soll von elf auf neun Stunden verkürzt werden. Vorgesehen ist auch das Recht auf Nichterreichbarkeit.
  • Ein neues Gesetz soll die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern. Der Bundesrat will dafür aber keine zusätzlichen Mittel sprechen – wie er diese Woche bekanntgab. Die Berufsverbände kritisieren den Plan scharf. 
  • Die Krankenkassenprämien könnten dieses Jahr weniger stark ansteigen als in den Vorjahren. Die erste Prognose des Prämienvergleichsdienstes Comparis rechnet mit durchschnittlich 4 Prozent. Offiziell gäbe es gemäss BAG allerdings 20 Prozent Sparpotenzial ohne Leistungseinbussen. 

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs und Peter Johannes Meier.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.