Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Es war einiges los diese Woche. Darum haben wir Ihnen am Schluss eine Handvoll weiterer Nachrichten knapp zusammengefasst.

Die Themen diesmal:

  • Deutsche Züge: Die SBB vergeben Milliardenauftrag an Siemens – ist das schlecht?
  • Immer weniger Kinder: Geburtenrate so tief wie noch nie – was bedeutet das?
  • Pflege: Spitex hat 2024 so viel gearbeitet wie noch nie.
  • Und das Zitat der Woche kostet je nach Modell 20’000 bis 40’000 Franken.
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Deutsche Züge: Die SBB vergeben Milliardenauftrag an Siemens – ist das schlecht?

Darum gehts: Anfang Woche haben die SBB bekanntgegeben, dass der Siemens-Konzern die 116 neuen S-Bahn-Züge liefern wird. Er hat sich gegen den Schweizer Konkurrenten Stadler Rail durchgesetzt. Politiker und Gewerkschaften kritisieren den Entscheid – es gibt sogar Forderungen nach einem «Inländerbonus» bei öffentlichen Vergaben.

Warum das wichtig ist: Das Schweizer Selbstverständnis hat in den letzten Jahren einige Tiefschläge hinnehmen müssen. Stichworte: Credit Suisse, Chaos bei Skyguide, Ruag-Skandal, Zolldebakel – und jetzt bestellen auch noch die Bundesbahnen beim grossen Nachbarn. Nur: Hätten die SBB überhaupt anders entscheiden können? Ein «Inländerbonus» verstiesse gegen die Regeln der Welthandelsorganisation – und könnte grossen diplomatischen Schaden anrichten. Die Bahngewerkschaft SEV pocht darauf, dass der Vergabeprozess eingehalten werden musste – und weist die Kritik an den SBB zurück.

Das sagt der Beobachter: Stadler Rail hat angekündigt, gegen den Entscheid in Rekurs zu gehen. Der Konzern verweist unter anderem darauf, dass die Preisdifferenz bei den Geboten sehr klein war. Das ist aus Sicht des Unternehmens verständlich – und werden die Gerichte klären. Eine wirklich unseriöse Figur haben aber diese Woche viele Politiker abgegeben, die es eigentlich besser wüssten und plötzlich «Switzerland first» à la Trump herbeifabulieren. Ihnen empfehlen wir vor dem nächsten Social-Media-Post:

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Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Immer weniger Kinder: Geburtenrate so tief wie noch nie – was bedeutet das? 

Darum gehts: Die Schweiz verzeichnet eine historisch tiefe Geburtenrate: Laut Bundesamt für Statistik liegt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau bei nur noch 1,29. Besonders stark ist der Rückgang bei Geburten eines dritten Kindes, aber auch Erst- und Zweitgeburten nehmen ab. Gleichzeitig steigt der Anteil der 20- bis 29-Jährigen, die explizit kinderlos bleiben wollen: von 6 Prozent im Jahr 2013 auf 17 Prozent im Jahr 2023. 

Warum das wichtig ist: Die Gründe sind vielschichtig: Rund die Hälfte erwartet negative Folgen für die eigenen Jobaussichten, jede fünfte Person eine sinkende Zufriedenheit. Entscheidende Faktoren für den Kinderwunsch sind heute mehr denn je: die finanzielle Stabilität, die Qualität der Partnerschaft und eine gleichberechtigte Aufteilung der Betreuungs- und Hausarbeit. Der Trend spiegelt also tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wider. 

Das sagt der Beobachter: «Nur noch 1,29 Kinder pro Frau. Was soll ich mit solchen Schlagzeilen anfangen?», fragt sich Redaktorin Tina Berg – und ordnet die abstrakte Zahl in ihrem Artikel ein. Die Statistik sei weniger ein Grund zur Panik als vielmehr eine entscheidende Planungsgrundlage für die Zukunft der Schweiz, etwa für die Szenarien der Sozialversicherungen (AHV/IV) oder die langfristige Planung von Schulen und Spitälern. Gleichzeitig, so die Analyse, dürfe man die reine Geburtenziffer allein aber auch nicht überbewerten.

Pflege: Spitex hat 2024 so viel gearbeitet wie noch nie

Darum gehts: Die Schweizer Spitex-Dienste haben 2024 so viele Pflegestunden geleistet wie noch nie: 25,6 Millionen Stunden für 424’000 Personen. Das ist ein Anstieg um fast einen Viertel innert Jahresfrist und der grösste Zuwachs seit 2011. Gleichzeitig haben die traditionellen gemeinnützigen Organisationen das zweite Jahr in Folge Klienten verloren. Getrieben wird der Rekordzuwachs fast ausschliesslich von privaten, gewinnorientierten Firmen.

Warum das wichtig ist: Dahinter steckt ein spezielles Geschäftsmodell: Private Firmen stellen pflegende Angehörige an und entlöhnen sie für die Pflege, die sie zu Hause leisten. Dieses Modell ist vor allem in der Deutschschweiz verbreitet und hat zur Folge, dass viele der neuen Angestellten keine formale Pflegeausbildung besitzen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Pflegeheime in vielen Kantonen mit über 97 Prozent Belegung praktisch voll sind.

Das sagt der Beobachter: Das Modell ist jedoch nicht unumstritten: Organisationen wie Alzheimer Schweiz kritisierten in der Vergangenheit mangelnde Transparenz und Bedingungen, die zur Ausbeutung von Angehörigen führen können. Die Diskussion zeigt, dass eine faire Entlöhnung für Care-Arbeit oft fehlt. Unabhängig vom Anstellungsmodell gilt: Wer die Betreuung der Eltern mitorganisiert, muss von klaren Notfallplänen bis zur Finanzierung vieles regeln, um nicht selbst an die Belastungsgrenze zu geraten.

Das Zitat der Woche

Wars das bald mit den 39 Prozent? Am Donnerstag war Wirtschaftsminister Guy Parmelin für Zollgespräche in Washington. Sehr gut sei es gewesen, fast alles sei geklärt. Allerdings war Parmelin nicht im Weissen Haus, er traf nur den US-Handelsbeauftragten. Das Oval Office von innen gesehen hat ein paar Tage zuvor eine andere Schweizer Delegation.

«Komm, wir machen etwas Werbung für Rolex. Sie waren schliesslich immer sehr nett.» – US-Präsident Donald Trump

Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour hatte den Präsidenten am letzten Wochenende besucht, zusammen mit weiteren Wirtschaftsgrössen. Als Gastgeschenk im Gepäck: eine Rolex-Desk-Clock im Wert von 20'000 bis 40'000 Franken. Und geschadet hat es sicher nicht. Der Präsident liess nach dem Besuch jedenfalls verlauten, dass man der Schweiz jetzt «helfen» wolle. Ticktack.

Ausserdem

  • Mahbube Ibrahimi gewinnt den Prix Courage des Beobachters. Die 20-Jährige unterrichtet mit ihrer Onlineschule «Wild Flower» im Geheimen über 250 Afghaninnen und widersetzt sich den Taliban. Das Interview mit der Preisträgerin lesen Sie hier.
  • Alle jungen Frauen sollen künftig an einen Orientierungstag zu Armee und Zivilschutz gehen müssen. Das will der Bundesrat. Dazu müsste die Verfassung geändert werden – es wird also eine Abstimmung geben.
  • Schweizer Waffenexporte sollen wieder viel einfacher möglich werden. Rüstungsbetriebe sollen Kriegsmaterial auch in Länder liefern können, selbst wenn sich diese in einem bewaffneten Konflikt befinden. So will es die zuständige Kommission des Nationalrats. Das Parlament wird demnächst darüber entscheiden.
  • Der Bund reagiert auf mehrere Skandale rund um gefälschte Unterschriften zu Volksbegehren. Die Bundeskanzlei will das (eigentlich eh geltende) Recht nun strikt durchsetzen, wonach Name und Vorname eigenhändig in den Unterschriftenbogen eingetragen werden.
  • Ab dem neuen Jahr werden alle Wehrpflichtigen, die Zivilschutz leisten, erst im 40. Altersjahr ausgemustert.Das hat der Bundesrat entschieden.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs und Jasmine Helbling.

Wir bleiben für Sie dran. Bis nächste Woche.