Als Mädchen wollte ich irgendetwas mit «Schreiben» machen und auch etwas «Wichtiges». Das hat sich beim Beobachter erfüllt. Zuvor drehte ich aber noch eine Schlaufe und wurde Anwältin. Damals lernte ich, Schwachstellen in einem Vertrag ausfindig zu machen. Heute sind es Schwachstellen im System.

Eine Trennung, eine Krankheit, ein falscher Entscheid – es ist krass, wie ein Leben plötzlich kippen kann. Menschen finden sich dann in Situationen wieder, die sie hilflos machen. Sie müssen sich mit Fragen und Ängsten herumschlagen, die vor kurzem noch undenkbar waren. Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit den Eltern von Raphael K., der sich in Untersuchungshaft das Leben genommen hat («Harte Bedingungen, die tödlich enden können»). Auch Patricia («Die amtliche Bestätigung war mir sehr wichtig») und Lilian («Ein Ausweg aus der Schuldenfalle») haben – trotz aller Widrigkeiten – zwei Sachen nicht verloren: Courage und Humor. Auf solche Schicksale aufmerksam zu machen, Verständnis zu schaffen und Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, das ist ein riesiges Privileg und das Beste.

Zum Besten gehört auch der Beobachter-Podcast «Der Fall». Zum Glück bleibt mir als juristischer Sidekick dabei genügend Zeit, den Journalistinnen zuzuhören und in ihre Geschichten abzutauchen. 

Schliesslich bin ich Autorin der Bücher «Mehr Lohn» und «Was Alleinerziehende stark macht».

Fernab vom Beobachter habe ich eine mexikanische Taceria, pilgere auf dem Jakobsweg und lebe mit meiner Familie am Waldrand von Zürich.