Der Campingplatz «Hobby 3» in Unterseen BE will künftig nur noch Gäste ab 16 Jahren aufnehmen. Und löst damit eine grosse Debatte aus. Mehrere langjährige Dauermieter, Familien mit Kindern, verlieren ihren Stellplatz. Die Betreiber begründen den Schritt mit dem Wunsch ihrer Gäste nach Ruhe. Betroffene kritisieren mangelnde Kommunikation und finanzielle Verluste.

Als der Beobachter als Erstes über die Neuausrichtung berichtete, löste dies eine Diskussion aus, die weit über Unterseen hinausging. Internationale Medien wie die «Frankfurter Rundschau», «Der Standard» und «Focus» griffen das Thema auf. In den Kommentarspalten dieser Portale wurde intensiv über das Konzept gestritten.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Auch in den sozialen Medien sorgte der Bericht für viel Resonanz. Über 1300 User diskutierten auf unseren Kanälen darüber, ob ein kinderfreier Campingplatz sinnvoll oder überzogen ist.

«Wo sollen Familien noch Ferien machen?»

Juristisch ist es zulässig, Kindern den Zutritt zu verwehren. Campingbetreiber dürfen ihre Gäste frei auswählen. Bei einigen Lesern aus unserer Community löst es dennoch ein ungutes Gefühl aus. 600 Leserinnen haben bei der Umfrage des Beobachters mitgemacht, die im Artikel verlinkt war. 41 Prozent finden ein kinderfreies Angebot «super, endlich campen ohne Lärm». 36 Prozent empfinden es als Frechheit. 14 Prozent würden sich das Konzept einmal anschauen, 9 Prozent ist es egal.

Leser Ruedi Gallati fragt sich in der Kommentarspalte, wo Familien mit Kindern denn sonst Ferien machen können, die sie sich leisten können. «Ich bin der Meinung, Gemeinden sollten Betreibern von ‹Adults only›-Campingplätzen die Lizenz entziehen.»

Für Leserin Andrea Sabina Mordasini geht es um ein gesellschaftliches Grundverständnis: «Kein Wunder, sind die Geburtenzahlen in der Schweiz rückläufig bei dieser Kinder- und Familienfeindlichkeit. Kinder gehören in unsere Gesellschaft und nicht in ein Paralleluniversum.»

Auch Beatrice Callan kritisiert die Altersgrenze und stellt deren Logik in Frage: «Adults only, 16+? Die 16- bis 20-Jährigen sind wohl die lautesten aller Gäste, die man haben kann. Ich verstehe das nicht.»

«Endlich Ruhe» oder legitime Marktlücke?

Andere Stimmen verteidigen das Konzept und betonen, dass unterschiedliche Bedürfnisse Platz haben sollen. Andre Albrecht schreibt: «Es hört sich an, wie wenn die neuen Besitzer zwei Abteilungen machen wollen: einen Familienteil und diesen ‹Adults only›-Platz. So gesehen eigentlich eine gute Lösung. Offenbar wollen sie beide Bedürfnisse abdecken.»

Die Debatte führt punktuell auch zu politischen Vorschlägen. Andreas Studer regt an: «Wie wäre es mit einer Initiative: Hotels, Restaurants und Campingplätze mit Kinderverbot haben die doppelte Mehrwertsteuer vom Normalsatz. Die Mehreinnahmen fliessen zweckgebunden in die AHV-Kasse.»

Wie sehen Sie das?

Ist ein «Adults only»-Campingplatz ein hilfreicher Rückzugsort oder ein Schritt hin zu einer kinderfeindlichen Gesellschaft? Diskutieren Sie in der Kommentarspalte mit.

Was auch immer man vom «Adults only»-Konzept halten mag: Die Nachfrage nach kinderfreien Campingferien ist laut den Betreibern «sehr gross». Wie sie die Debatte um ihren «Adults only»-Camping wohl erlebt haben? Wie stehen sie zu den Forderungen unserer Leser? Der Beobachter hat nachgefragt, doch sie waren bis Redaktionsschluss nicht erreichbar – weil die Saison erst im April wieder losgeht, wie es in einer Abwesenheitsmeldung heisst. Möglicherweise ist die Empörung bis dahin wieder abgeflacht.