Wer kennt es nicht: Man will nur kurz etwas besorgen, die Zeit drängt, aber weit und breit ist kein Parkplatz in Sicht. Das Auto einfach ins Halteverbot zu stellen, ist nicht empfehlenswert. Doch nun liefern Videos in den sozialen Netzwerken Tiktok und X eine scheinbar narrensichere Lösung aus Grossbritannien und Deutschland.

In den Beiträgen sieht man Autofahrer, die ihr Fahrzeug dort abstellen, wo es ihnen gerade passt – und einfach die Motorhaube öffnen. Die Botschaft dahinter: «Ich parkiere nicht falsch, ich habe eine Panne.» Denn wer liegen bleibt, hat keine Wahl und kann nicht gebüsst werden. Oder doch?

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Free Parking anywhere - car parking hack von TikTok/GuidoJostido
Quelle: https://www.tiktok.com/@guidojostido/video/7400135157920910624
Thema: Mythos Pannen-Trick: Warum die offene Motorhaube Sie hunderte Franken kosten kann

Genialer Kniff? Nicht auf Schweizer Strassen

Quelle: TikTok/GuidoJostido (Bildschirmfoto)

Wie der «Blick» berichtet, ist dieser Trend in der Schweiz noch ein Randphänomen. Doch die Behörden sind vorgewarnt. Pascal Siegenthaler, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, stellt klar: «Sollte jemand eine Panne vortäuschen, um kostenlos zu parkieren, kann dies eine Busse zur Folge haben.»

Das Verhalten verrät den Schwindel

Auch Daniel Leiser, Experte für Strassenverkehrsrecht beim Beratungszentrum des Beobachters, warnt davor, sich auf Internetmythen zu verlassen. Wer glaubt, er könne das Gesetz mit einer hochgeklappten Haube aushebeln, vergesse ein entscheidendes Detail: das eigene Verhalten.

«Wenn ich schon eine Panne vortäusche, müsste ich mich auch konsequent verhalten», erklärt Leiser. Das heisse: Pannendreieck aufstellen, beim Auto bleiben und die Polizei oder den TCS rufen. «Wer stattdessen einfach in den Supermarkt verschwindet, liefert den Beweis für den Schwindel gleich mit.»

Zudem gilt: Wer beim Vortäuschen eines Defekts erwischt wird, muss damit rechnen, dass die Polizeibeamten das Fahrzeug ganz genau unter die Lupe nehmen. Falls sich keine technische Ursache finden lässt, fliegt die Ausrede sofort auf.

Es kann richtig teuer werden

Viele Autofahrer unterliegen zudem einem weitverbreiteten Irrtum, was die Dauer des Haltens angeht. «Ich war doch nur drei Minuten weg» ist eine unzureichende Begründung. Jurist Leiser stellt die Sachlage klar: «Es spielt überhaupt keine Rolle, wie lange das Auto abgestellt wird. Auch wenn man nur drei Minuten in einen Laden springt oder am Bahnhof wartet: Wer das Fahrzeug verlässt, hat parkiert.»

Das finanzielle Risiko ist nicht unerheblich. Ein Blick in die offizielle Bussenliste des Bundes zeigt: Das Parkieren ausserhalb von Parkfeldern kostet bei bis zu zwei Stunden Dauer 40 Franken. Danach steigt der Tarif: auf 60 Franken bei bis zu vier Stunden Dauer und auf 100 Franken bei bis zu zehn Stunden Dauer.

Und das gilt nur für das Parkieren ausserhalb markierter Felder. «Wenn es in einem Halteverbot geschieht oder noch ein Unfall daraus resultiert – etwa weil das Auto an einer unübersichtlichen Stelle abgestellt ist und ein Velofahrer hineinfährt –, wird es sehr schnell sehr viel teurer», sagt Beobachter-Berater Daniel Leiser.