«Nz, nz, nz»: Zürich, die Banken- und Finanzhochburg, wird bald wieder von einer völlig anderen Kraft erobert. Mit Glitzer bestäubte Raver übernehmen das Feld, wo normalerweise Geschäftsleute zielstrebig ihre Aktenkoffer zum nächsten Meeting tragen. Es ist wieder Street Parade – die Zwinglistadt streift ihre steife Eleganz ab und verwandelt sich in eine laute Demonstration von Vielfalt und Freiheit.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Mitten im berauschten Treiben sorgt eine präzise Organisation dafür, dass möglichst wenig aus dem Ruder läuft. Und es gibt klare rechtliche Regeln, die auch an der Parade gelten: 

Oben ohne tanzen

Sich freizügig zu zeigen, gehört für viele Raverinnen und Raver dazu. Schliesslich ist es heiss, der Bass pumpt, man fühlt sich sexy und frei. Doch darf man oben ohne durch die Strassen hüpfen?

Verboten sind exhibitionistische Handlungen.

Grundsätzlich ja. Nacktsein ist in der Regel nur strafbar, wenn es sexuell motiviert ist. Verboten sind exhibitionistische Handlungen, also das aktive Präsentieren der Geschlechtsteile. Zudem verbieten viele Kantone unanständiges Benehmen in der Öffentlichkeit.

Wer etwa oben und unten ohne kommt und alles frei schwingen und baumeln lässt, darf von der Polizei weggewiesen werden. Denn andere fühlen sich dadurch ziemlich sicher belästigt – wohl auch an der Street Parade.

Wasserpistole einsetzen

Unfreiwillig abgespritzt zu werden, das macht keinen Spass. Streng genommen machen sich die Scharfschützen sogar strafbar, wenn sie jemandem mit der Wasserpistole gezielt ins Gesicht spritzen. Denn womöglich liegt eine Tätlichkeit vor – also eine Einwirkung, die den anderen zwar nicht an Körper oder Gesundheit schädigt, aber dennoch über das sozial akzeptierte Mass hinausgeht.

Gebüsst wird man aber nur, wenn die bespritzte Person gar keinen Spass versteht und einen Strafantrag stellt.

So oder so: Wasserpistolen sind out. Wer damit auf Lovemobiles zielt oder auf «Girls abspritzen» aus ist, outet sich als «Schwachstrom-Hirnzelle», heisst es sogar auf der offiziellen Website der Street Parade.

Tanzende fotografieren oder filmen

Es gilt das Recht am eigenen Bild: Wenn man jemanden filmt oder fotografiert, braucht man seine Zustimmung – zumindest, wenn die Person im Mittelpunkt der Aufnahme steht. Es ist also in Ordnung, die Menschenmasse zu filmen, ohne dass jemand gezielt im Fokus steht.

Aber darf man etwa eine knapp bekleidete Frau filmen, die auf einem Wagen tanzt? Grundsätzlich ja. Denn wer sich auf einem Lovemobile exponiert, stimmt den Aufnahmen wohl stillschweigend zu.

Wildpinkeln

Wildpinkeln ist rücksichtslos. Unter den unangenehmen Gerüchen leidet die ganze Stadt. Wenn es nach der Street Parade länger nicht regnet, stinken die Strassen noch nach Pipi, wenn schon längst wieder Normalität in die Innenstadt eingekehrt ist.

Wer beim Wildpinkeln erwischt wird, wird bestraft.

Im Freien pinkeln ist nicht nur respektlos und unhygienisch, es kann auch Hausfassaden beschädigen. Wer erwischt wird, wird bestraft. Wer seine Blase in der Stadt Zürich im Freien entleert, muss mit einer Busse von 80 Franken rechnen.

Toiletten sollte es übrigens genügend haben: In der Nähe des Umzugs werden rund 100 zusätzliche WC-Anlagen platziert.

Abfall liegen lassen

Littering, also das achtlose Wegwerfen von Abfällen, ist nicht gesamtschweizerisch verboten. Aber die meisten Gemeinden regeln, dass man Abfälle nicht liegen lassen darf. Auch die Stadt Zürich: Wer öffentliches Eigentum verunreinigt, wird mit 80 Franken gebüsst.

An der Parade wird es wegen weggeworfener Bierdosen aber kaum zu einem Polizeieinsatz kommen – es fällt sowieso tonnenweise Abfall an. Sobald die Uhr Mitternacht schlägt, startet die grosse Reinigungsaktion.

Die Stadt und mehrere Reinigungsfirmen räumen alles weg, so dass am nächsten Morgen kaum mehr etwas von der Grossparty zu sehen ist.

Übrigens: Wer in Zürich auf öffentlichem Grund eine Party veranstalten will, bekommt das nur bewilligt, wenn man ein Abfallkonzept einreicht.

Drogen konsumieren

Das Gesetz ist klar: Drogen zu besitzen und zu konsumieren, ist strafbar. Auch sonst bergen illegale Substanzen grosse gesundheitliche Risiken – nicht zuletzt, weil sie nicht immer das enthalten, was behauptet wird.

So enthalten etwa Ecstasypillen oft nicht nur reines MDMA. Weil die Wirkstoffkonzentration variiert, wird die Droge unberechenbar. Wer psychoaktive Substanzen konsumieren will, sollte sie unbedingt vorher testen lassen.

An der Street Parade gibt es dafür spezielle Drug-Checking-Stellen, die gratis und anonym sind. Zudem werden zum Beispiel hier aktuelle Substanzwarnungen publiziert.

Vom See aus mitfeiern

An der Street Parade können Freizeitkapitäninnen nicht ganz so frei navigieren wie sonst: Der Schiffsverkehr wird im Seebecken durch markierte Fahrstrassen geleitet. Motorboote dürfen nur innerhalb der markierten Zonen ankern. Die Limmat bleibt für SUP und nicht immatrikulierte Schlauchboote gesperrt.

In Bezug auf Alkohol und Drogen gibt es kein Pardon: Es gilt – wie immer – eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille, Drogen sind für Kapitäninnen sowieso tabu.

Illustration Promillerechner Beobachter. Nicht alle reagieren gleich auf Alkohol. Berechnen Sie im Promillerechner, wie gut Sie welches Getränk vertragen – und wie viel davon.
Promillerechner
Nicht alle reagieren gleich auf Alkohol. Berechnen Sie hier, wie gut Sie welches Getränk vertragen – und wie viel davon.

Drohnen steigen lassen

Die Street Parade von oben filmen und auf den sozialen Medien prahlen? Keine gute Idee. Über Menschenansammlungen sind Drohnenflüge für Hobbypilotinnen und ‑piloten nämlich grundsätzlich generell nicht erlaubt.

Die Regeln sind ohnehin streng: Wer eine Drohne fliegen lassen will, muss sich registrieren lassen und sich an klare Regeln halten. Unter anderem muss man Menschenmassen meiden, die maximale Flughöhe von 120 Metern beachten und immer direkten Sichtkontakt zur Drohne haben.

So bleiben Raver sicher 

  • Gehör schützen.
  • Das Getränk nicht unbeaufsichtigt stehen lassen.
  • Freunde im Auge behalten und aufeinander achtgeben. Im Voraus Treffpunkte vereinbaren – für den Fall, dass man sich in der Menge verliert.
  • Bequeme und robuste Schuhe helfen gegen Blasen und Schnittwunden. 
  • An den Sonnenschutz denken: Sonnencreme, Sonnenbrille und Käppi. 
  • Etwas im Bauch haben. Kleine und energiereiche Snacks helfen, das Energielevel während des Tages aufrechtzuerhalten.
  • Wasser mitnehmen – oder wenn nötig kaufen. Wer viel tanzt, verliert viel Flüssigkeit.
  • Nur das Nötigste dabeihaben, etwa eine Bankkarte, einen Ausweis oder ein kleines Set mit Pflastern, Desinfektionsmittel und Schmerztabletten.
  • Sich bei Unwohlsein ans Security-Personal wenden. Man findet es vor jedem Lovemobile oder bei den Help-Points. Zudem gibt es mehrere Sanitätsstationen.
  • Nicht auf Ampeln, Verkehrsschilder und Co. klettern. Achtung: Die Fahrleitungen der Züri-Trams stehen auch während der Parade unter Strom.
Quellen
Der Beobachter-Newsletter – wissen, was wichtig ist.

Das Neuste aus unserem Heft und hilfreiche Ratgeber-Artikel für den Alltag – die wichtigsten Beobachter-Inhalte aus Print und Digital.

Jeden Mittwoch und Sonntag in Ihrer Mailbox.

Jetzt gratis abonnieren