Pleite bei Hörtraining-Firma: Rentner verliert 1000 Franken
Die Firma Koj versprach besseres Hören durch tägliche Übungen. Nun ist sie konkurs. Kunden wie Daniel Keller haben im Voraus bezahlt – und sehen wohl nichts mehr vom Geld.
Veröffentlicht am 21. Oktober 2025 - 17:39 Uhr
Mit Übungen das Gehör schärfen – das war das Geschäftsmodell der Firma Koj.
Besser hören, allein durch Gehirntraining. Mit diesem Versprechen warb die Firma Koj jahrelang um Kunden. Die Idee war simpel: Tägliche Übungen auf einem Tablet sollten das Gehör schärfen. Ein Algorithmus passte die Aufgaben automatisch an die Fähigkeiten an und forderte das Gehirn, ohne es zu überfordern.
Nicht alle Kundinnen waren zufrieden. Daniel Keller hingegen sehr. Vor sechs Jahren überzeugte ihn ein Probetraining. «Mein Hörverständnis stieg von 60 auf über 80 Prozent. Das spürte ich im Alltag deutlich», sagt der 71-Jährige, der in Wirklichkeit anders heisst. Er blieb Kunde und kaufte im November 2024 erneut ein Abo. Darin enthalten: drei Trainings à drei Wochen für 1499 Franken, gültig für drei Jahre.
Koj meldet Konkurs an
Das erste Training nutzte er sofort, zum zweiten kam es nicht mehr. Denn im Sommer 2025 meldete Koj Konkurs an. «Ich erfuhr nur zufällig aus den Medien davon», sagt Daniel Keller. Als er bei der Winterthurer Geschäftsstelle anrief, antwortete eine Computerstimme: «Kein Anschluss unter dieser Nummer.»
Die Schweizer Standorte sind inzwischen alle geschlossen, eine Website gibt es nur für Deutschland – allerdings ohne Hinweis zur Liquidation. Erst wer eine E-Mail schreibt, erfährt: «Aufgrund von massivem Fachkräftemangel und einer fehlenden Nachfolgelösung in der Geschäftsführung sind wir gezwungen, den Geschäftsbetrieb der Institute einzustellen.» Bei Forderungen verweist die Firma an das Konkursamt Unterstrass-Zürich.
«Die Aussichten auf eine schnelle Entschädigung sind leider schlecht.»
Nicole Müller, Beobachter-Expertin
Daniel Keller fragt sich nun, was mit seinem Geld passiert – den rund 1000 Franken für bezahlte, aber ungenutzte Hörtrainings.
«Die Aussichten auf eine schnelle Entschädigung sind leider schlecht», sagt Beobachter-Expertin Nicole Müller. Betroffene müssen ihre Forderungen schriftlich beim Konkursamt anmelden. Dieses prüft, was von der Firma übrig ist, etwa Bargeld, Laptops oder Möbel. Dann wird das Geld nach einer Rangordnung verteilt. «Zuerst bekommen Angestellte offene Löhne. Die Kunden sind oft erst am Schluss dran – wenn dann noch etwas übrig ist.»
Das können Betroffene tun
Hinzu kommt: Forderungen müssen innerhalb einer Frist eingehen. «Eigentlich ist diese am 29. September abgelaufen», sagt der zuständige Notar Gregor Breitenmoser. «Wir nehmen verspätet angemeldete Eingaben aber bis zum Schluss des Verfahrens entgegen.» Liegt die Liste aller Forderungen bereits auf, muss der verspätete Gläubiger allerdings die Kosten für die Neuauflage bezahlen. Kostenpunkt: zwischen 500 und 1000 Franken.
In Daniel Kellers Fall lohnt sich das definitiv nicht. «Wie überall gilt: Geld im Voraus bezahlen setzt grosses Vertrauen voraus. Dieser Fall zeigt leider, was dabei herauskommen kann», sagt Nicole Müller.
Stellungnahme Notariat