Vielen Mietern verrechnet UPC den Kabelanschluss über die Vermieterin. Wenn die aber den Vertrag kündigt, landen die Rechnungen bei den Mietern. Dies, obwohl die meisten gar nicht Kunden von UPC sind.

Auch der St. Galler Gian Widmer* (Name geändert) erhielt Anfang Jahr einen Brief mit Einzahlungsschein – 120 Franken für den Kabelanschluss. Dass er den bisher über die Miete bezahlt hatte, war ihm nicht bewusst. «Ich hatte ein Glasfasermodem und ignorierte den Brief.» Im März kam eine Mahnung. «Um den Anschluss weiterhin zu nutzen, bitten wir Sie, die Rechnung innerhalb der gesetzten Frist zu bezahlen», hiess es darin. Widmer stolperte über das Wort «weiterhin». Brauchte er den Anschluss doch? Aus Angst vor einer Betreibung bezahlte er.

480 Franken für nichts

Damit ging er unbewusst einen Vertrag mit UPC ein. Erst bei der zweiten Rechnung realisierte er, dass die erste nur für drei Monate war, das war nur auf der Detailrechnung aufgeschlüsselt. Als Widmer kündigen wollte, folgte die nächste Überraschung: Die Mindestlaufzeit beträgt zwölf Monate. Der Anschluss, den er gar nicht braucht, kostet ihn 480 Franken.

Widmer seien alle Informationen vorgelegen, sagt UPC. «Die Rechnung informiert transparent über den Preis pro Monat und die Dauer. Ausserdem erhielt er die AGB und wurde auf die Website verwiesen, wo relevante Angaben ebenfalls aufgeführt sind.»

Unnötiger Druck

Das genüge nicht, sagt Beobachter-Expertin Nicole Müller: Im Brief sollten alle wichtigen Vertragsbestandteile wie Laufzeit, Kündigungsfristen und Gesamtkosten aufgeführt sein. «Stossend ist, dass das Schreiben formuliert ist, als ob bereits ein Vertrag bestünde.» Mahnungen verstärkten diesen Eindruck und setzten unnötig Druck auf.

«Grundsätzlich muss ein Kunde nicht für eine Leistung bezahlen, die er nicht bezogen hat», bestätigt die Ombudscom. Nach der Intervention des Beobachters stornierte UPC die restlichen Rechnungen.

Hartnäckig sein – das gilt auch für Kunden wie Ricardo Fässler*, die alles richtig machen. Obwohl er den Anschluss direkt nach dem Schreiben plombieren liess, erhielt er zwei Mahnungen mit Betreibungsandrohung. «Als ich wiederholt anrief, hiess es, ich solle das ignorieren. UPC sei angewiesen, so vorzugehen.» Ein Versehen, sagt UPC.

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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