Wegen Unfallrisiken steigt die Kritik an SUVs
In Basel müssen SUV-Fahrer bereits höhere Parkgebühren zahlen. Nun häufen sich Sicherheitsbedenken wegen der immer höheren Motorhauben.
Veröffentlicht am 26. Juni 2025 - 13:42 Uhr
Die hohe Motorhaube der SUVs erhöht die Verletzungsgefahr für Fussgängerinnen und Velofahrer.
Sie werden grösser und grösser: SUVs (kurz für Sport Utility Vehicles) sind in der Schweiz immer beliebter. Sie nehmen nicht nur im Stadtbild immer mehr Raum ein, sondern auch in den Parklücken.
Basel-Stadt hat daher als erste Stadt Anfang Jahr grössenabhängige Parkgebühren eingeführt. Die Gebühren werden nach Fahrzeuglänge gestaffelt. Parkkarten für Fahrzeuge, die länger als 4,90 Meter sind, kosten 512 Franken pro Jahr. Fahrzeuge, die kürzer als 3,90 Meter sind, 332 Franken.
«Allenfalls im ländlichen Gebiet geeignet»
Auch in der Stadt Luzern fordern Grüne, Junge Grüne und GLP, dass SUVs höhere Parkgebühren zahlen sollen. Ihr Postulat fokussiert auf besonders schwere SUVs: Verbrenner ab einem Gewicht von 1,6 Tonnen und Elektroautos ab 2 Tonnen.
Diese stellten zunehmend ein Problem und Risiko dar. Die Grünen schreiben: «SUV gelten als Geländefahrzeuge, welche allenfalls im ländlichen Gebiet geeignet sind, nicht aber im städtischen Raum.»
«Autos mit solchen Dimensionen gehören nicht in den innerstädtischen Raum.»
Judit Aregger, Grossstadträtin Luzern
Grossstadträtin Judit Aregger (Grüne) fügt hinzu: «Autos mit solchen Dimensionen gehören nicht in den innerstädtischen Raum. Sie bedrängen Zufussgehende und Velofahrende mit ihrer Höhe und Breite noch mehr als kleinere Autos.»
Vorreiter Paris
Vorreiter in Sachen höhere Parkgebühren für SUVs ist Paris. Dort bestimmt das Gewicht eines Autos den Tarif. Eine Stunde in der Innenstadt zu parkieren, kostet für schwere SUVs seit Oktober 2024 18 Euro. Das entspricht einer Verdreifachung des bisherigen Preises.
Wegen der höheren Fahrzeugfronten können Kinder von SUV-Fahrern leicht übersehen werden.
Was die Grünen in Luzern ebenfalls betonen: SUVs sind eine Gefahr für Kinder. Aufgrund der höheren Fahrzeugfronten können sie leicht übersehen werden. Das zeigte zuletzt auch eine Studie des Europäischen Verbands für Verkehr und Umwelt (T&E). Demnach ist die durchschnittliche Autofront in der EU seit 2010 jährlich um einen halben Zentimeter höher geworden. 2024 lag diese bei 83,4 Zentimetern.
Mit jedem Zentimeter steigt das Risiko
Dadurch werde es für Fahrerinnen und Fahrer immer schwieriger, kleinere Menschen oder Velofahrer zu sehen. Mit jedem Zentimeter steige das Risiko schwerer Verletzungen bei Unfällen. «Bei Unfällen treffen SUV mit hoher Motorhaube erwachsene Fussgänger in der Regel oberhalb des Schwerpunkts, wobei sie oft zuerst lebenswichtige Organe in der Körpermitte treffen», schreiben die Autoren. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Opfer nach vorn geschleudert werden und das Risiko steige, dass sie überfahren werden.
Das belgische Institut VIAS hat Unfalldaten untersucht, die zeigen, dass eine Erhöhung der Motorhaube um 10 cm (von 80 cm auf 90 cm) das Sterberisiko für ungeschützte Verkehrsteilnehmer um 27 Prozent erhöhte. Der Verband T&E fordert die EU daher dazu auf, die maximale Höhe neuer Autos auf 85 cm zu begrenzen.
- Kanton Basel-Stadt Medienmitteilung: Basel führt grössenabhängige Gebühren für Parkkarten ein
- Grüne Stadt Luzern: Postulat Höhere Parkgebühren für SUV
- Europäischer Verband für Verkehr und Umwelt (T&E): Ever-higher: the rise of bonnet height, and the case to cap it
- Vias Institute: Impact des caractéristiques des véhicules sur la gravité des lésions des occupants de voiture et de la partie adverse