Jede dritte Zahnarztrechnung ist überhöht. Das sagten kürzlich zwei Tarifexperten dem Beobachter.

Sie kontrollieren für Versicherungen immer wieder Rechnungen, die nach dem Zahnarzttarif gestellt werden. Oft seien diese um 50 oder 100 Franken zu hoch. Die Zahnärzteschaft dürfte Patientinnen und Patienten deshalb jährlich rund 200 Millionen Franken zu viel verrechnen.

Online-Rechnungsprüfung eines Zahnarztes

Wer sich gegen Abzocke schützen will, sollte seine Zahnarztrechnung also genau prüfen. Diese sieben Tipps des Beobachters helfen dabei.

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Doch der Zahnarzttarif ist so kompliziert, dass viele Fehler nur von Fachleuten entdeckt werden können. Zahnarzt Abbas Hussain aus Langenthal BE hat deshalb ein Prüfportal aufgeschaltet. Über die Website Invoice-check.ch kontrollieren er und weitere Zahnärzte Rechnungen, die ihnen Patienten zustellen. Kosten: 20 Franken pro Rechnungsseite.

Schnelle und kompetente Antwort

Der Beobachter hat das Angebot anonym getestet – mit einer Rechnung über mehr als 2000 Franken. Diese wurde aus Datenschutzgründen per Briefpost verschickt, vier Tage später kam eine ausführliche, zweiseitige Rechnungsanalyse per Mail zurück.

Fazit: Die Rechnung sei in Ordnung. Eventuell habe der Zahnarzt zwei Anästhesien zu viel verrechnet, aber das sei in Ausnahmefällen möglich und erlaubt.

Zahnarzt kritisiert seine Zunft

Befragt nach seiner Motivation, meint Abbas Hussain, dass ihn das Verhalten einiger seiner Berufskollegen störe. «Trotz stetigem Wachstum der Bevölkerung ist die Schweiz zahnmedizinisch überversorgt», sagt er. «Die Versuchung, den Patienten zu hohe Rechnungen zu stellen oder unnötige Behandlungen aufzuschwatzen, ist gross.»

Hussain erzählt, dass er in einem Fall festgestellt habe, dass ein Zahnarzt 500 Franken zu viel verrechnet habe. Die betroffene Patientin habe sich daraufhin an die Schlichtungsstelle der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) gewandt, und der Zahnarzt habe ihr den Betrag zurückzahlen müssen.

Rechnungs-Check als Abschreckung

Es sei nicht sein Ziel, mit dem Rechnungs-Check Geld zu verdienen, sagt Hussain. Das sei mit 20 Franken pro A4-Seite auch gar nicht möglich. Zudem habe er eine Praxis, die ihn auslaste, es sei nicht in seinem Interesse, möglichst viele Rechnungen zu kontrollieren.

Hingegen solle die Zahnärzteschaft wissen, dass es für Patienten eine einfache und günstige Möglichkeit gebe, ihre Rechnungen prüfen zu lassen: «Das soll Kollegen, die ihren Spielraum ausreizen, abschrecken.»

Quellen
  • Plattform zur Prüfung von Zahnarztrechnungen: Invoice-check.ch
  • Austausch mit Plattformbetreiber und Zahnarzt Abbas Hussain