Fahrer werfen Uber Ausbeutung vor
In Zürich protestieren rund 200 Uber-Fahrerinnen und -Fahrer für faire Bedingungen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Unia sagt: «Wir haben es mit einem System systematischer Schwarzarbeit zu tun.»
Veröffentlicht am 20. Oktober 2025 - 16:25 Uhr
Ihr Lohn reicht kaum zum Leben: Uber-Fahrerinnen und -Fahrer protestieren in Zürich.
1500, manchmal 2000 Franken pro Monat: Das bleibt nach Schilderungen von Uber-Fahrerinnen und -Fahrern in Zürich am Ende des Monats als Lohn. Rund 200 von ihnen protestierten am Montag gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Pro gefahrenen Kilometer verdiene sie gerade einmal 30 Rappen, erzählte eine Chauffeurin dem «Blick». Zum Vergleich: Der maximal zulässige Kilometertarif in Zürich beträgt fünf Franken. Die meisten lizenzierten Anbieter berechnen Fr. 3.80.
Höhere Preise gefordert
Die schlechten Konditionen beim amerikanischen Fahrdienstvermittler sind seit Jahren ein Thema, der Beobachter berichtete mehrfach darüber. Seit dem Markteintritt des estnischen Konkurrenten Bolt im Jahr 2024 hat sich die Situation für die Fahrerinnen und Fahrer jedoch noch einmal massiv verschärft. Nun fordern sie unter anderem höhere Mindestpreise.
«Zürich hat ein massives Überangebot an Fahrerinnen und Fahrern», sagt Daniel Zoricic von der Gewerkschaft Syna. Und dies drücke massiv auf die Preise: «Es ist heute billiger, mit einem Uber oder Bolt von Zürich nach Bern zu fahren als mit dem Zug.» Hinzu komme, dass im Kanton Zürich auch ausserkantonale Fahrerinnen und Fahrer unterwegs sein dürfen: «Das erhöht den Kostendruck weiter.»
«Eigenständig auf Marktdynamiken reagieren»
Ein weiteres Problem: Trotz einem Bundesgerichtsurteil von 2022 leistet Uber immer noch keine Sozialabgaben. Das Unternehmen betrachtet sich weiterhin als einen reinen Vermittlungsdienst und nicht als Arbeitgeber. Nach dem Urteil des obersten Schweizer Gerichts hat Uber einfach seine Bedingungen angepasst. Man habe «ein grundlegend neues Modell aufgebaut, um die Autonomie der selbständigen Fahrer weiter zu stärken», schreibt ein Mediensprecher. «Selbständige, lizenzierte Fahrerinnen und Fahrer haben die Möglichkeit, ihre individuellen Preise jederzeit anzupassen. So können sie eigenständig auf Marktdynamiken reagieren.»
Das treffe nicht zu, sagt Gewerkschafter Zoricic: «Uber-Fahrer erhalten über die App einen Fixpreis mitgeteilt, den sie annehmen oder ablehnen können. Mit selbst gestalteten Preisen hat das nichts zu tun.»
«Systematische Schwarzarbeit»
Philipp Zimmermann von der Gewerkschaft Unia doppelt nach: Uber habe aufgrund des Markteintritts von Bolt in der Schweiz den Fahrerinnen und Fahrern tiefere Preise verordnet, erklärt er. «Das ist klar ein Angestelltenverhältnis, auch wenn Uber nach jedem Gerichtsurteil die Bedingungen wieder etwas anpasst.» Er kritisiert, dass das Bundesgerichtsurteil, wonach Uber als Arbeitgeber gilt und Sozialabgaben zu leisten hat, in den Kantonen nicht durchgesetzt werde. «Wir haben es hier mit einem System systematischer Schwarzarbeit zu tun. Die Behörden müssen dem dringend ein Ende setzen.»
Für Uber-Konkurrent Bolt gilt der Entscheid des Bundesgerichts übrigens nicht, weil Bolt nicht Teil des Verfahrens war. Arbeitsrechtsspezialist Thomas Geiser erklärte jedoch im Frühling gegenüber dem Beobachter, dass sich die Sozialversicherungsanstalten und die Gerichte in einem allfälligen Verfahren gegen Bolt am Uber-Urteil orientieren würden.
- «Blick»: «Pro Kilometer bleiben mir 30 Rappen»
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