H&M, Zara und C&A verlangen bis zu 64 Prozent mehr
Die drei grossen Kleiderhändler verlangen für Importware hohe Preise im Vergleich zu Deutschland. Sogar der Preisüberwacher staunt.
Veröffentlicht am 28. Juli 2025 - 11:52 Uhr
T-Shirts von C&A, Zara und H&M: Die Preise sind in der Schweiz 41 bis 64 Prozent höher als in Deutschland.
Zara verlangt in der Schweiz für die «Jacke in verwaschener Optik» Fr. 55.20 mehr als in Deutschland. H&M verlangt für den «Rock mit Broderie Anglaise» Fr. 15.35 mehr. Und C&A kassiert in der Schweiz Fr. 24.75 mehr für die «Bikerjacke aus Lederimitat» (siehe auch den Artikel «Diese Firmen schröpfen die Schweiz»).
Bei Kleidern ist der Schweiz-Zuschlag riesig. Das zeigt die Stichprobe des Beobachters von Ende Juli. Die Europreise wurden dafür am 21. Juli in Franken umgerechnet.
Zara schröpft am stärksten
Das Resultat: Ein Warenkorb von fünf zufällig ausgewählten Produkten ist bei Zara 64 Prozent teurer als in Deutschland. Bei H&M sind es 45 Prozent mehr, bei C&A 41 Prozent.
Pikant: Selbst der Verband der Schweizer Detailhändler kam im letzten Jahr zu viel tieferen Zahlen.
Teurer, als Studie erwartet
Die Swiss Retail Federation legte eine Studie vor, wonach Non-Food-Produkte wie Kleider in der Schweiz «bloss» 28 Prozent teurer seien als in den vier Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich.
Wen wundert es da noch, dass viele ennet der Grenze einkaufen gehen?
Bei den grossen Ladenketten H&M und C&A ist es fast doppelt so viel gemäss der Beobachter-Stichprobe.
Ein Einkauf – 146 Franken Schweiz-Zuschlag
Und bei Zara werden die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten regelrecht geschröpft mit einem Schweiz-Aufschlag von 64 Prozent. Der Warenkorb mit fünf Zara-Kleidern kostet in der Schweiz Fr. 375.70. In Deutschland sind es umgerechnet bloss Fr. 228.95. Unterschied: Fr. 146.75. Wen wundert es da noch, dass viele ennet der Grenze einkaufen gehen?
Preisüberwacher Stefan Meierhans sagt, er habe sich mit dem Kleidermarkt zwar noch nicht näher befasst. Deshalb wolle er kein abschliessendes Urteil abgeben.
Preisüberwacher hat einen Verdacht
Die vom Beobachter festgestellten Preisunterschiede erscheinen ihm aber hoch, so Meierhans. «Dies auch vor dem Hintergrund, dass es mit dem Elektronikhandel in der Schweiz einen stationären Detailhandelsmarkt gibt, in dem die Preise nicht höher sind als im angrenzenden Ausland.»
Der Preisüberwacher schliesst nicht aus, dass die drei international bekannten Modeketten einfach die höhere Zahlungsbereitschaft der Schweizer Kunden abschöpfen.
Modeketten beantworten Fragen nicht
Die Unternehmen selbst antworten auf die Fragen des Beobachters gar nicht oder ausweichend. Die C&A-Medienstelle beantwortet trotz zweifacher Nachfrage keine Fragen. H&M und Zara wollen nicht bestätigen, dass die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten mit höheren Margen stärker geschröpft werden.
Zara schreibt lediglich, dass die Preise «aufgrund von Branchen-Benchmarking und lokaler Dynamik von Markt zu Markt variieren» würden.
«Allgemeines Kostenniveau» als Grund
Bei H&M heisst es nur, die länderspezifischen Preise spiegelten «das lokale Preisniveau in jedem Markt wider, unter Berücksichtigung lokaler Steuern, des allgemeinen Kostenniveaus und lokaler externer Variablen».
Die Konzernlogik: Wenn in einem Land etwa viel für ein Gipfeli aus der Bäckerei gezahlt werden muss, ist die Bereitschaft grösser, auch für einen Rock viel zu zahlen.
Mit anderen Worten: Neben höheren Löhnen und Mieten ist für die Preisfestsetzung das allgemeine Kostenniveau entscheidend. Ist es hoch, sind auch die Kleiderpreise hoch.
Die Konzernlogik: Wenn in einem Land etwa viel für ein Gipfeli aus der Bäckerei gezahlt werden muss, ist die Bereitschaft grösser, auch für einen «Rock mit Broderie Anglaise» viel zu zahlen. Die Kosten der Herstellung und des Vertriebs sind für die Preisfestsetzung weniger wichtig.
Ohne Mehrwertsteuer gar bis zu 86 Prozent teurer
Was das Argument der Steuern angeht, so ist zu bedenken: Die Mehrwertsteuer ist in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie in der Schweiz. Wenn man den Preisvergleich um die unterschiedlich hohen Mehrwertsteuersätze bereinigt, wird der Preisunterschied also noch massiver – und nicht geringer.
Zara verlangt dann umgerechnet 86 Prozent mehr in der Schweiz als in Deutschland. Bei H&M sind es 65 Prozent mehr und bei C&A 59 Prozent mehr gemäss Beobachter-Stichprobe.
Die Etikette verrät die Unterschiede
Der Modekonzern C&A versteckt den Schweiz-Zuschlag nicht einmal. Im Laden kann ihn jede Konsumentin auf der Etikette nachprüfen. Neben den Frankenpreisen stehen da die Preise in Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien in Lokalwährung. Wer zweimal aufs Handy klickt, findet dann etwa heraus, dass der Pyjama in der Schweiz 78 Prozent teurer ist als in Rumänien.
- Swiss Retail Federation: Studie zu Preisunterschieden, 2024
- Stichprobe des Beobachters: Preise und Währungskurse vom 21. Juli 2025