Mit wenigen Klicks zur günstigsten Prämie: Sobald das Bundesamt für Gesundheit die neuen Krankenkassenprämien publiziert, haben Vergleichsportale Hochkonjunktur. Doch nur wenige Prämienrechner sind unabhängig oder machen transparent, dass bei den Empfehlungen auch kommerzielle Interessen im Spiel sind.

Bestes Beispiel ist die Visana, einer der grössten Krankenversicherer der Schweiz. Über eine Tochtergesellschaft betreibt sie ein Vergleichsportal, in dem das Wortfragment «admin» enthalten ist. Damit suggeriert die Visana, dass es sich bei der Website um eine unabhängige staatliche Anlaufstelle der Bundesverwaltung handle. Denn die Websites des Bundes enthalten immer diesen Begriff (etwa das Bundesamt für Gesundheit: www.bag.admin.ch). Nachdem der Beobachter darüber berichtete, versah Visana die Website immerhin mit einem entsprechenden Hinweis.

Intransparent und fragwürdig

Bei anderen Portalen sind die Angaben zur Betreibergesellschaft unvollständig oder veraltet, wiederum andere führen nicht einmal ein Impressum auf. Kurz: Wer die Prämie seiner Grundversicherung vergleichen will, ist bei diesen Plattformen schlecht beraten. Aus den aufgeführten Resultaten wird nicht klar, ob es sich auch wirklich um die günstigste Prämie handelt. Denn die Portalbetreiber kassieren für die Vermittlung Provisionen.

Das grösste Portal in der Schweiz, Comparis, legt die finanziellen Anreize seit einigen Jahren offen. Der Pionier unter den Vergleichsportalen erzielt mit seinem Prämienrechner einen jährlichen Umsatz von sechs bis zehn Millionen Franken, letztes Jahr waren es neun Millionen. Für jede Offerte, die Comparis ausstellt, kassiert das Portal gemäss Comparis-Sprecher Felix Schneuwly von der entsprechenden Krankenkasse 40 Franken. Comparis nimmt für sich in Anspruch, «unabhängig und eigenständig» zu sein.

Doch trotz der finanziellen Transparenz: Zuoberst ist oft nicht die Versicherung mit der günstigsten Prämie aufgelistet, sondern ein Angebot einer Krankenkasse, die für den Spitzenplatz eine Sondergebühr bezahlt. Immerhin sind solche Resultate als «Anzeige» markiert. Für Nutzer unklar ist hingegen der Hintergrund von Labels wie «bestes Kundenportal», «richtig gut versichert» oder «Ihre Leistungen schnell erstattet».

Nicht kommerzielle Prämienrechner 

Ganz ohne Provisionen der Krankenkassen kommt das Vergleichsportal Swupp.ch aus. Die private, nicht kommerzielle Plattform des Versicherungsmathematikers John Ansgar lebt von Spenden, ist aber auch nach über zehn Jahren nicht selbsttragend.

Ebenfalls keine Provisionen kassiert der Konsumentenschutz mit seinem neuen Prämienrechner. Sowohl bei Swupp als auch beim Konsumentenschutz kann man nach einem Vergleich der Angebote die entsprechenden Briefe für den Kassenwechsel gleich herunterladen und ausdrucken.

Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt den offiziellen Prämienrechner des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Telefonterror

Die Krankenkassen buhlen seit Jahren um neue Kunden. Jahrelang bezahlten sie deshalb Versicherungsmaklern üppige Provisionen. Viele Versicherte ärgern sich aber ebenfalls seit Jahren über die stetigen ungebetenen Anrufe. Vor zwei Jahren führten die Krankenversicherer zwar eine strenge Branchenregelung ein, verboten die ungebetene sogenannte Kaltakquise und schränkte auch die Provisionen stark ein. Neu galt bei der Grundversicherung eine Provisionsgrenze von 70 Franken.

Jetzt will aber die Versicherungsbranche diese Regulierung schon wieder verwässern, wie der Beobachter publik machte. Damit dürften auch die aufdringlichen Telefonanrufe zurückkommen. Denn das Werbeanruf-Verbot zwar gilt weiterhin – allerdings soll es keine Sanktionsmöglichkeiten mehr geben.