Die Krankheit war bis vor wenigen Jahren unbekannt, selbst unter Ärzten. Dabei leiden Schätzungen zufolge zwischen 0,5 bis fünf Prozent der Bevölkerung in Europa und Nordamerika am an Fibromyalgie. In der Schweiz sind das zwischen 40'000 bis 400'000 Betroffene. Genauere Zahlen gibt es nicht. 

Die Krankheit äussert sich in chronischen Schmerzen Chronisch krank «Der Schmerz macht mich fertig» am ganzen Körper, vor allem aber in der Skelettmuskulatur. Am meisten davon betroffen Personen zwischen 30 und 60 Jahren, wobei Frauen viel häufiger erkranken – das Verhältnis beträgt 7:1.

«Mir tut das Fleisch weh», schildert Sofia Frei* (Name der Redaktion bekannt) ihre jahrelangen Beschwerden. Die Schmerzen treten häufig auf, wenn eine Bewegung wiederholt ausgeführt wird, etwa beim Wäscheaufhängen oder Treppensteigen. Die Schmerzen können aber auch durch eine «falsche» Bewegung entstehen oder ohne erkennbaren Grund und wandern von einer Körperregion zur andern.

Zu den Muskelschmerzen gesellt sich nicht selten eine ausgeprägte Muskelschwäche. Die Patientinnen schonen sich, um Schmerzen zu vermeiden. Körperliche Inaktivität führt aber unweigerlich zum Muskelabbau und zu weiteren Schmerzen. Ein Teufelskreis.

Fibromyalgie-Patienten sind sehr empfindlich auf Berührungen

Die Schmerzgeplagten leiden zudem unter einer verwirrenden Vielfalt weiterer Beschwerden. Konzentrationsschwäche, Gedächtnisverlust Gedächtnis Gymnastik für die grauen Zellen , Lichtempfindlichkeit der Augen, Herzrasen, Reizdarm, häufiger Harndrang die Liste der Beschwerden liesse sich beinahe beliebig fortsetzen.

Besondere Probleme bereitet eine extreme Berührungsempfindlichkeit. «Schon beim leisesten Druck auf meine Haut könnte ich schreien», beschreibt Frei diese Überempfindlichkeit. Enge Kleidung, Schuhe oder die Armbanduhr bereiten quälende Schmerzen. Manche Patientinnen waschen einen neuen Büstenhalter so lang, bis er ausgeleiert ist und eigentlich in den Kehrichtsack gehörte – erst dann können sie ihn (er-)tragen.

Kein Wunder, dass die Betroffenen von einem erholsamen Schlaf nur noch träumen können. Schon ein einziges Umdrehen im Bett oder der Druck einer Falte im Pyjama genügen, und sie wachen auf. Morgens stehen sie dann müde und erschöpft auf. Ein weiterer Teufelskreis, weil Übermüdung Schlafmangel Was kann man tun, wenn man ständig müde ist? die Schmerzen noch verstärkt.

Diagnose: «Simulant»

Mit den üblichen medizinischen Verfahren wie Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Ultraschall lässt sich die Fibromyalgie nicht diagnostizieren. Alle Untersuche fallen normal aus. Deshalb wird den Patienten weitgehend mit Unverständnis begegnet, häufig auch von ärztlicher Seite.

Chronische Schmerzen und schwere Schlafstörungen, die die Betroffenen arbeitsunfähig und nicht selten gar invalid machen, und kein «handfester» Befund – da tut sich die Schulmedizin Medizin Heilung von zwei Seiten schwer. Viele Fibromyalgie-Patientinnen müssen sich anhören, sie seien Simulantinnen.

Fibromyalgie-Patienten sollen Schmerzen beschreiben

Die Diagnose einer Fibromyalgie-Erkrankung erfolgt im Ausschlussverfahren, weshalb einige Jahre vergehen können bis sie feststeht. Ab 1990 stellte man die Diagnose anhand der Schmerzempfindlichkeit gewisser Druckpunkte. Diese sogenannten «tender points» (Druckpunkte) liegen am Übergang vom Muskel zur Sehne. An diesen Punkten besteht häufig auch eine erhöhtes Schmerzempfinden. Die Kriterien hierfür definierte das American College of Rheumatology.

2010 veröffentlichte eine amerikanische Forschergruppe schliesslich neue Diagnose-Kriterien, die nun neben der Druckpunkt-Diagnose eingesetzt wird. Betroffene sollen ihre Schmerzen auf dem «widespread pain index» erfassen, einer Skala mit 19 definierten Körperregionen. Weitere Symptome hält man ebenfalls auf einer Skala fest. Wiederholende Befragungen über mehrere Monate und Jahre ermöglichen es, den Krankheitsverlauf und die Schmerzen zu beobachten.

Krankheitsursachen sind unklar

Die Fibromyalgie zählt zu den rheumatischen Erkrankungen Rheuma Schmerzen bis an die Grenzen . Die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt. Wahrscheinlich seien mehrere Faktoren beteiligt, so die Rheumaliga. Dazu kann eine veränderte Schmerzempfindlichkeit, bei denen stärker auf Schmerzreize reagiert wird, gehören. Auch eine genetische Vorbelastung sowie eine Fehlsteuerung von Botenstoffen des Nervensystems und von Hormonen können Mitauslöser sein.

Fibromyalgie von verschiedenen Seiten behandeln

Vielfältig wie die Beschwerden sind auch die Therapiemassnahmen. Die Schweizerische Rheumaliga empfiehlt eine Kombination von Therapieformen. Dazu gehören:

  • körperliche Aktivität und sportliches Training
  • psychologische und psychosomatische Therapie
  • eine medikamentöse Therapie
Sport bei Fibromyalgie

«Wer rastet, der rostet» gilt auch für Fibromyalgie-Patienten. Beim Muskeltraining ist es für sie aber häufig nicht einfach, die richtige Dosierung zu finden. Bei zu viel Training fühlen sich die Patienten rasch überfordert, zu wenig Training bringt keine Besserung. Ausdauertraining, verbunden mit leichtem Krafttraining Krafttraining Warum man sich überwinden sollte und Dehnübungen zeigten Studien zufolge positive Ergebnisse. 

Daneben können Physiotherapie , Massagen, ein (krankengymnastisches) Muskeltraining sowie Yoga und Tai Chi helfen, die Schmerzen zu lindern. 

Psychologische und psychosomatische Therapie

Auch eine psychologische Schmerztherapie Schmerztherapie «Wie in einer Werkstatt: Bitte reparieren!» kann helfen, dem Stress entgegenzuwirken. Betroffene sollen dem Schmerz sollen positive Empfindungen gegenüber stellen.

Medikamentöse Behandlung

Manche Betroffenen profitieren von den gängigen Schmerzmitteln oder von niedrig dosierten Antidepressiva. In der Schweiz ist jedoch kein spezifisches Fibromyalgie-Arzneimittel zugelassen. Auch die Europäische Rheumaliga gibt keine Empfehlung ab.

Komplementärmedizin bei Fibromyalgie

Ergänzend helfen auch Verfahren der Körpererfahrung. Zum Beispiel autogenes Training, Muskelentspannung nach Jacobsen, Biofeedback und ähnliche Methoden. Das Wichtigste ist aber sicher, dass sich die Patienten nicht hilflos dem Schmerz ausgeliefert fühlen und sich verkriechen. Hier bieten Selbsthilfegruppen wertvolle Unterstützung.

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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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