Leserfrage: Mein Mann musste sich operieren lassen. Jetzt ist er mit einem Mal völlig verwirrt. Was ist da los?

Sie beschreiben die Situation eindrücklich. Ihr sehr fitter, aber mit 74 Jahren halt auch nicht mehr ganz junger Ehemann ging für einen Routineeingriff Routineeingriff mit Folgen Die Folter dauerte neun Jahre ins Spital. Alles verlief ohne Komplikationen. Als Sie ihn aber drei Tage nach der Operation besuchten, war alles plötzlich seltsam.

Er berichtete mit flehender Stimme, dass er nun sofort heimmüsse. Er zeigte mit dem Finger zur Decke und meinte, es tropfe ja überall und rieche so seltsam nach Urinstein. Dabei zupfte er ständig an der Bettdecke. So kannten Sie ihn gar nicht. An der Decke konnten Sie beim besten Willen nichts Aussergewöhnliches entdecken, und ausser nach Spital roch es nach gar nichts.

Verwirrte Personen wirken oft distanziert

Wenn sich eine uns nahestehende Person so plötzlich verändert, verunsichert das sehr. Vielleicht ist ihr Denken plötzlich wirr und zerfahren, für uns nicht nachvollziehbar. Sie sieht Sachen, die nicht da sind. Im Sommer steht die Person am Fenster und schaut dem vermeintlichen Schneetreiben zu. Oder sie scheint unsichtbare Pudel zu streicheln. Sie wähnt sich nicht im Spital, sondern in vielen Fällen an einem Ort, der mit ihrer Biografie verbunden ist, etwa am Arbeitsort in der Lehre

Die Person wirkt aber auch irgendwie distanziert, und es ist etwas am Blick, das anders ist. Die Augen sind vielleicht weit offen und starr. Es ist der Blick einer Person, die Angst Panikanfälle Ein dunkles Leben mit der Angst im Nacken hat.

Kommen die Wahnvorstellungen schleichend oder plötzlich?

Wenn sich solche Zustände langsam entwickeln, kann das ein Hinweis auf Alzheimer-Demenz sein. Mehrmals pro Tag, aber vor allem nachts treten immer wieder Verwirrtheitszustände auf, die jeweils ein paar Minuten oder auch eine halbe Stunde dauern und wieder abklingen.

Plötzlich auftretende Verwirrtheitszustände sind hingegen typisch für ein sogenanntes Delir. Ein Delir kann eine Folge Operationsfolgen «Ich bin so seltsam mutlos» eines operativen Eingriffs sein, eine Reaktion auf ein Medikament oder auch eine Folge eines gestörten Blutsalzhaushalts sein.

Plötzliche Verwirrtheit kann aber auch ein Entzugssymptom sein. Wenn jemand beispielsweise über Jahre oder Jahrzehnte ein Schlafmittel einnimmt, das bei Eintritt ins Spital weggelassen wird, zeigen sich nicht nur oft Probleme beim Einschlafen, sondern eine Woche später auch plötzlich recht ausgeprägte Verwirrtheitszustände.

Wie kann man bei einem Delirium helfen?
  • Wichtig ist das Gespräch mit dem Pflegepersonal und der Ärzteschaft. Oft fällt die Verwirrtheit nämlich nur der Familie auf. Gerade wenn das Delir nicht so ausgeprägt ist. Ein Delir ist aber ein medizinischer Notfall. Fragen Sie aber auch, was die Ursache ist. Es gibt Medikamente gegen ein Delir. Wenn ihr Mann aber auf ein Schmerzmittel reagiert, das er nicht verträgt, muss das gewechselt werden – dann darf man nicht einfach ein zusätzliches Medikament gegen das Delir geben.
  • Ihr Mann braucht Reizabschirmung und Ruhe. Ein Einzelzimmer ist in einer solchen Situation hilfreich. Möglichst wenige piepsende Geräte, tagsüber viel Tageslicht, nachts möglichst Dunkelheit. Aber vor allem keinen Besuch – ausser durch engste Familienangehörige.
  • Ihre Präsenz ist wichtig und kann sehr hilfreich sein. Es reicht schon, wenn Sie einfach neben ihm sitzen und ihm Sicherheit vermitteln. Gespräche sind in solchen Situationen oft eher überfordernd.
    Wenn Sie nicht anwesend sind: Lassen Sie ein Kleidungsstück von sich zurück. Das hilft mit seinen unruhigen Fingern, Ihr Geruch auf dem Pulli wirkt aber vor allem wie Lavendel, nämlich beruhigend. Wenn wir uns bedroht fühlen, reagieren wir instinktiv. Und für unseren Instinkt ist der Geruchssinn sehr wichtig. Darum funktioniert das so erstaunlich gut. Der Lavendelspray hat aber natürlich schon auch seine positive Wirkung.
  • Es hilft leider oft recht wenig, wenn Sie Ihren Mann auf seine Verwirrtheit hinweisen oder ihm widersprechen – also sagen, dass da gar nichts von der Decke tropft. Beziehen Sie sich eher auf die allgemeine Situation im Sinne von «Du hattest eine Operation, und nun ist es gerade noch sehr schwierig. Ich bin ja aber bei dir, wir schaffen das zusammen.» Haben Sie dabei keine Scheu vor ständigen Wiederholungen. Sie klingen dabei sehr beruhigend und zuversichtlich. Das ist das Wichtige, nicht die einzelnen Worte, die Sie sagen.
  • Achten Sie auf Ihre eigenen Ressourcen. Ein Delir kann zwei Tage dauern, unter Umständen auch vier Wochen. Deshalb brauchen auch Sie neben Ihrer Betreuungsarbeit genügend Schlaf und Erholungszeit Entspannung Entspannen Sie richtig? . Besprechen Sie das mit anderen möglichen Bezugspersonen, die Sie vertreten können.
Wissen, was dem Körper guttut.
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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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