So werden Sie befördert!
Eine neue Studie enthüllt, dass Frauen in Schweizer Firmen deutlich seltener befördert werden als Männer. Das muss nicht sein. Zwei Expertinnen geben Tipps.
Veröffentlicht am 22. September 2025 - 15:19 Uhr
«Frauen werden kritischer beobachtet»: Expertinnen Verena Tschudi und Sibyl Schädeli
Frauen werden deutlich weniger oft befördert als ihre gleich qualifizierten Kollegen, zeigt der «Gender Intelligence Report 2025» von Advance und der Universität St. Gallen.
Verena Tschudi und Sibyl Schädeli wollen das ändern. Sie waren über mehrere Jahre in leitenden Positionen tätig. Tschudi zuerst im Vertrieb, danach bei einer Immobilienfirma. Schädeli beim Universitätsspital Basel und beim Bundesamt für Statistik. Mittlerweile coachen sie Frauen, die es ihnen gleichtun wollen.
Vorurteile als Karrierekiller
Es gibt vielfältige Gründe, warum Frauen bei Beförderungen übergangen werden – das sagen beide Expertinnen. Ein veraltetes Frauenbild zum Beispiel. Ein überholter Führungsstil oder die Angst, dass Frauen wegen Schwangerschaft und Kindern länger ausfallen könnten. Auch ein psychologisches Phänomen: dass man nämlich Menschen mehr vertraut, je ähnlicher sie einem sind. So ziehen Männer oft Männer nach.
Nach wie vor entspreche ein älterer Mann im Anzug eher dem gängigen Bild einer Führungsperson als eine Frau, so Schädeli. «Dieses stereotype Bild wirkt sich bei Beförderungen aus.»
Und: «Viele Firmen befürchten auch, dass sich Frauen gegenüber ihrem Team oder Kollegen schlechter durchsetzen können», sagt Tschudi. «Diese Angst ist berechtigt!» Frauen müssten mit viel mehr Gegenwind rechnen. «Sie werden kritischer beobachtet, mit spitzen Bemerkungen herausgefordert oder auch gern überhört.»
So klappt es mit der Beförderung
Drei Tipps, damit es mit der nächsten Beförderungswelle klappt:
1. Ambitionen äussern
«Frauen unterschätzen oft den Wert ihrer eigenen Qualifikationen», sagt Sibyl Schädeli. Das heisst auch: Wer eine Kaderposition anstrebt, darf und soll das äussern.
Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Chef darüber – bei einem Termin oder beim jährlichen Mitarbeitergespräch. Fragen Sie nach, ob die Firma spezielle Förderprogramme anbietet und welche Voraussetzungen daran geknüpft sind. Vereinbaren Sie einen Folgetermin, falls noch Fragen offen sein sollten oder Entscheide ausstehen.
2. Unterstützung suchen
«Karriere machen ist oft kein Zuckerschlecken – weder für Männer noch für Frauen. Aber Frauen haben mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen», weiss Verena Tschudi. Das werde vielen oft erst bewusst, wenn sie schon in der Sackgasse steckten.
Tipp: Holen Sie sich Unterstützung. Treffen Sie jemanden, der innerhalb Ihrer Firma schon Karriere gemacht hat. Etwa zum Lunch oder in der Kaffeepause. Die meisten geben ihre Erfahrungen gern weiter. Wenn es keine solche Möglichkeit gibt, können Sie auch nach einer Networking-Gruppe für Frauen suchen oder sich durch Expertinnen beraten lassen.
3. Transparenz einfordern
«Je höher die Kaderstufe, desto weniger transparent sind die Beförderungsentscheide», sagt Sibyl Schädeli. Der Widerstand gegen transparente Verfahren habe einen einfachen Grund: «Gleichstellung an der Spitze bedeutet, dass Männer effektiv Plätze abgeben müssten – ein Machtverlust, den viele nicht akzeptieren wollen.»
Tipp: Fordern Sie Transparenz ein. Ansprechpartner könnte hier eine HR-Abteilung oder eine Personalvertretung respektive -kommission sein. Schliessen Sie sich mit anderen Arbeitskolleginnen zusammen.
- Advance und Universität St. Gallen: Gender Intelligence Report 2025
- Verena Tschudi: Level me up!
- Sibyl Schädeli: Boutique Academy