Das war diese Woche richtig wichtig
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Überblick des Beobachters für die Woche vom 03. November 2025.

Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Das sind diese Woche einige. Wir haben Ihnen darum am Schluss einige weitere Nachrichten knapp zusammengefasst.
Die Themen:
- Klimawandel: Die Schweiz ist stärker betroffen als andere Länder
- BVG-Guthaben: Den Pensionskassen gehts gut – der Mindestzinssatz steigt trotzdem nicht
- Betrügerische Anrufe: Endlich – es tut sich was!
- E-Patientendossier: Der Bundesrat zieht die Reissleine
- Und weil wir uns nicht einig waren, gibts diesmal halt zwei Zitate
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Klimawandel: Die Schweiz ist stärker betroffen als andere Länder
Darum gehts: Forschende der ETH Zürich und des Bundesamts für Meteorologie haben im Auftrag des Bundesrats die Klimaszenarien überarbeitet. Die Resultate zeigen: Die Schweiz erwärmt sich stärker als andere Länder und ist vom Klimawandel besonders betroffen. Die Schweiz wird heisser, trockener, schneeärmer. Und wird künftig mit heftigeren Regenfällen kämpfen müssen.
Warum das wichtig ist: Die Konsequenzen der Klimaerwärmung werden schon jetzt immer deutlicher und immer teurer. Unwetter haben 2024 hierzulande so viele Todesopfer gefordert wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Die Schäden durch Unwetterkatastrophen beziffern sich auf 904 Millionen Franken – so viel wie seit 2005 nicht mehr. Diese neuen Szenarien lassen befürchten, dass wir uns auf weit heftigere Konsequenzen einstellen müssen.
Das sagt der Beobachter: Die Extremszenarien sind nicht einfach gottgegeben. Fakt ist: Mit einer ambitionierten Klimapolitik liesse sich die Erwärmung begrenzen, und viele der prognostizierten Auswirkungen wären zu vermeiden. Die heutigen zahnlosen Gesetze werden das Ruder aber nicht herumreissen können. Im Gegenteil, die Schweiz scheitert gerade kläglich damit, das nächste Klimaziel mit Projekten im Ausland zu stemmen.
⇒ Jetzt lesen: Die Schweizer Klimastrategie scheitert
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
BVG-Guthaben: Den Pensionskassen gehts gut – der Mindestzinssatz steigt trotzdem nicht
Darum gehts: Die Pensionskassen haben eigentlich keinen Grund zur Klage: Im dritten Quartal 2025 erreichte der Deckungsgrad bei vielen einen Höchststand, und die vermögensgewichtete Rendite betrug gute 2 Prozent. Trotzdem hat der Bundesrat nun entschieden, dass die Versicherten nicht von diesem guten Geschäftsgang profitieren sollen. Er belässt den Mindestzinssatz für Gelder aus der beruflichen Vorsorge (BVG) bei 1,25 Prozent.
Warum das wichtig ist: Wie hoch das Guthaben aus der zweiten Säule verzinst wird, ist neben dem Umwandlungssatz einer der Faktoren, der über die Höhe der Rente entscheidet. Ob der Zinssatz 1,25 oder 1,5 Prozent beträgt, kann je nach Höhe des Guthabens eine Differenz von mehreren Tausend Franken pro Jahr ausmachen.
Das sagt der Beobachter: Der Bundesrat hat sich unter anderem wegen der momentanen «ökonomischen, handels- und geopolitischen Verwerfungen» gegen eine Erhöhung des BVG-Mindestzinssatzes entschieden. Angesichts der guten Lage der Pensionskassen ist das eine sehr defensive Haltung – und eine, die die Versicherten im Alter zu spüren bekommen werden.
⇒ Jetzt lesen: Pensionskassen machen hohe Rendite – wer profitiert?
Betrügerische Anrufe: Endlich – es tut sich was!
Darum gehts: Ab dem neuen Jahr werden Anrufe mit gefälschter Nummer systematisch gekennzeichnet oder blockiert. Das hat das Bundesamt für Kommunikation zusammen mit den Telekomfirmen beschlossen. Damit soll das sogenannte Call-Spoofing bekämpft werden, mit dem Betrüger eine Schweizer Nummer vorgaukeln und vorgeben, sie seien von der Polizei oder der Bank.
Warum das wichtig ist: Für einmal selbsterklärend.
Das sagt der Beobachter: Auch diese Massnahme wird das Problem nicht lösen, das zeigt die Erfahrung aus dem Ausland. Aber es macht den Betrügern die Arbeit ein bisschen schwerer. Und das ist doch immerhin etwas. Wie Spoofing genau funktioniert und was Sie selber dagegen tun können, lesen Sie hier:
⇒ Jetzt lesen: Was hinter den falschen 078er-Nummern steckt
E-Patientendossier: Der Bundesrat zieht die Reissleine
Darum gehts: Dem Bundesrat reichts. Am Mittwoch hat er beschlossen, das elektronische Patientendossier grundlegend zu überarbeiten. Hauptgrund: Das jetzige Dossier würden nur etwa 125'000 Personen nutzen, was viel zu wenig sei. Es soll etwa einen neuen Namen bekommen, und jede in der Schweiz wohnhafte Person wird es automatisch erhalten. Wer das nicht will, kann bei der Eröffnung widersprechen oder die Daten jederzeit löschen lassen.
Warum das wichtig ist: Auf dem Digital-Health-Index-Ranking der deutschen Bertelsmann-Stiftung liegt die Schweiz regelmässig abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze in Europa. Dass es die Schweiz mit dem E-Patientendossier einfach nicht hinbekommt, ist ein wichtiger Grund dafür. Die Konsequenz: doppelte Behandlungen, Fehl- und Überversorgung.
Das sagt der Beobachter: Das Parlament wird sich als Nächstes mit dem Neustart befassen. Und hoffentlich ein strenges Auge auf Datenschutz und Cybersicherheit haben. Im Grundsatz würden wir aber sagen: Kann fast nur besser werden. Das jetzige System war kompliziert und verwirrend – wie der Selbstversuch unseres Reporters vor zwei Jahren gezeigt hat:
Das Zitat der Woche
Diese Woche sind die Couverts für die nächsten eidgenössischen Abstimmungen reingeflattert. Wissen Sie schon, wie Sie abstimmen? Bei der Service-citoyen-Initiative sind wir in der Beobachter-Redaktion mal wieder gespalten. Und was macht eine Redaktion, wenn sie das ist? Darüber schreiben natürlich.
Für die Initiative:
«Der Bund könnte Prioritäten setzen: mehr für Militär oder Altersbetreuung, je nach Bedrohung und Bedarf. Und wir alle dürften darüber streiten, welche Einsätze sinnvoll sind, welche nicht. Genau das schafft den Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält.» – Peter Johannes Meier, Redaktor
Und dagegen:
«Die Argumente der Initianten, die Service-citoyen-Initiative als eine Chance für Frauen zu verkaufen, sind so dürftig, das können die unmöglich selber glauben.» – Tina Berg, Redaktorin
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Thomas Angeli, Tina Berg und Oliver Fuchs.
Wir bleiben für Sie dran. Bis nächste Woche.