Machen Sie nicht denselben Fehler wie das VBS!
Worauf Sie achten müssen, wenn Sie einen Festpreis vereinbaren: Der Beobachter hat die Tipps (auch fürs Schweizer Militär).
Veröffentlicht am 4. Juli 2025 - 15:18 Uhr
Der luxuriöseste Grill der Welt – mit integrierten Kameras, die den Grillvorgang direkt auf Social Media streamen.
Der Bund ist frustriert, die Schweiz aufgebracht: Sechs Milliarden Franken hätten die 36 US-amerikanischen Kampfjets kosten sollen. Ein Fixpreis, versicherte das Verteidigungsdepartement (VBS). Missverständnis, heisst es nun auf der anderen Seite des Atlantiks: Es gibt Mehrkosten, bis zu 1,3 Milliarden Dollar.
Denn im entscheidenden, eine A4-Seite langen Dokument ist zwar der Festpreis erwähnt – aber keine Zahl vermerkt. Es steht nur, dass die Amerikaner die Flugzeuge zum gleichen Festpreis an die Schweiz verkaufen, wie sie dem Hersteller bezahlen.
Aber seien wir ehrlich: So ein Lapsus beim Einkaufen kann jedem mal passieren – auch Nicht-Bundesräten. Etwa, wenn wir Konsumentinnen uns einen Luxus-Grill gönnen, das Pendant zum Hightech-Kampfjet. Über Räucherfunktion und Sous-vide-Garer müssen wir schon gar nicht reden. Aber wir wollen auch noch hydraulisch ausfahrbare Schneidebretter und eine ultraschnelle Champagner-Kühlfunktion. Und wer kann leben ohne eine LED-beleuchtete Grillfläche?
Zu einem Werkvertrag steht einiges im Gesetz – und auch zum Preis.
Bevor die Grillparty losgeht, müssen wir aber noch das Juristische klären: Wer einen massgefertigten Grill bestellt, schliesst einen Werkvertrag ab. Und dazu steht einiges im Obligationenrecht, auch zum Preis. Auch wer einen Kampfjet bestellt, schliesst einen Werkvertrag ab – in unserem Fall die A4-Seite mit dem viel diskutierten Festpreis.
Ob Grill oder Jet: Diese Beobachter-Tipps helfen, um eine Kostenexplosion zu verhindern.
Tipp 1: Ein fester Preis ohne Zahl ist kein Festpreis
Es gibt grundsätzlich vier Arten von Preisen, die man abmachen kann: Festpreis, Kostendach, einen ungefähren Preis und gar keinen Preis. Die Art der Preise ist entscheidend, wenn der Vertragspartner mehr Geld will. Massgebend ist, was genau im Vertrag oder in der Offerte steht – der sogenannte Wortlaut. Wie das Kampfjet-Debakel zeigt, lohnt es sich, hier auf einer klaren Formulierung zu beharren – und erst dann zu unterschreiben.
Wenn beim Preis keine Zahl steht, liebes VBS, dann ist auch kein Festpreis abgemacht.
Fix ist der Preis etwa dann, wenn alle Positionen aufgelistet sind und diese zum Schluss zu einem Gesamtpreis addiert werden. Wenn aber gar keine Zahl steht, liebes VBS, dann ist auch kein Festpreis abgemacht. Sondern eben gar kein Preis. Die Folge: Der Vertragspartner kann verrechnen, was er will.
Tipp 2: Unvorhersehbares oder: Was gilt, wenn es teurer wird?
Wenn tatsächlich ein Festpreis im Vertrag steht und beide Seiten unterschrieben haben, kann der Grillbauer nicht mehr Geld verlangen, auch wenn er mehr Arbeit oder grössere Auslagen hat. Aber Achtung, lieber Grilleur: Wenn der Grillbauer aussergewöhnliche Umstände beweisen kann, die er nicht voraussehen konnte, sind die Mehrkosten geschuldet.
Waren Ende 2021 höhere Rohstoffpreise wegen Corona wirklich unvorhersehbar?
Bei den Kampfjets argumentieren die USA mit der Teuerung in den USA und stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen nach der Corona-Pandemie. Aber ist das wirklich völlig überraschend? Schliesslich wurde der Vertrag Ende 2021 unterzeichnet, als die negativen Folgen der Pandemie lange bekannt waren. Zum Glück muss das nicht der Beobachter beurteilen.
Tipp 3: Diplomatie statt Party absagen
Bevor das Ganze eskaliert und eine Richterin entscheiden muss, rät das Beobachter-Beratungszentrum: Verhandeln Sie! Egal ob Grill oder Kampfjet, aus dem Vertrag aussteigen ist unattraktiv, schliesslich sind die Grillparty-Gäste schon eingeladen, beziehungsweise ist die Weltlage schon unsicherer geworden. Vielleicht wird man sich mit dem Anbieter ja einig.
Zum Schluss noch dies
So, jetzt hätten wir das geklärt, liebes VBS. Nun zu einer wichtigen Information für alle Grilleure:
Der luxuriöseste Grill der Welt ist laut ChatGPT der Kalamazoo Hybrid Fire. Mit integrierten Kameras, die den Grillvorgang direkt auf Social Media streamen, versteht sich. Kostenpunkt: knapp 100’000 US-Dollar. Der Grill wird in den USA einzeln handgefertigt, meist mit eingravierter Unterschrift des Mitarbeiters.
Exklusiver Beobachter-Tipp, damit keine transatlantischen «Missverständnisse» entstehen: Nur unterschreiben, wenn im Vertrag ein Preis steht – und zwar als Zahl.
- «NZZ am Sonntag»: Fixpreis für F-35-Kampfjets: aus Sicht der Amerikaner ein «Missverständnis»
- «NZZ»: F-35-Debakel: Geheimvertrag zeigt schweren Fehler Amherds
- Beobachter-Rechtsratgeber: Kostenvoranschlag überschritten - muss ich zahlen?
- Obligationenrecht: Artikel 373 OR
- Kalamazoo Hybrid Fire Grill