Wie steht es um die Süchtigen in der Schweiz? Was sind die Konsumtrends bei Drogen, und was für einen Einfluss hat das Internet?

Sucht Schweiz fasst in einem jährlich erscheinenden Bericht Zahlen und Fakten aus aktuellen Studien und Erhebungen zu Suchtproblemen in der Schweiz zusammen. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse.

Jugendliche erhalten im Internet problemlos Alkohol 

Der Alkoholkonsum hat sich während der Pandemie wenig verändert, schreibt Sucht Schweiz. Trotzdem liessen sich Trends erkennen: Während Jugendliche und junge Erwachsene ihren Konsum leicht erhöhten, sei er bei höheren Altersgruppen eher rückgängig gewesen.

Bei Alkoholtestkäufen seien in rund einem Drittel der Fälle Bier und Wein an Jugendliche verkauft worden. Was auffällt: Im Internet hätten sogar 93,8 Prozent der Jugendlichen Alkohol erhalten.

Zunahme von Einweg-E-Zigaretten

Auch der Tabakkonsum hält sich laut Sucht Schweiz in der Bevölkerung konstant. Zwar sinke der Verkauf industrieller Zigaretten, der Konsum anderer Nikotinprodukte wie solcher zum Erhitzen und Snus nehme aber zu. Besonders bei Jugendlichen verbreite sich der Konsum von Einweg-E-Zigaretten Hype um Vapes Suchtgefahr im Schuletui , auch «Puff Bars» genannt.

Das ist deswegen problematisch, weil E-Zigaretten zu einer starken Abhängigkeit führen können und ein Gemisch von chemischen Stoffen enthalten, deren Wirkung noch unbekannt ist, schreibt Sucht Schweiz.

Vielerorts fehlen genaue Daten

Bei den illegalen Drogen habe besonders der Konsum von Kokain in den letzten Jahren zugenommen. Das zeige die steigende Therapienachfrage. Im Gegensatz dazu nähmen der Konsum von Heroin und die Nachfrage nach entsprechender Therapie schon seit längerem ab. Am meisten konsumiert werde laut Zahlen von 2017 Cannabis, aufgrund fehlender Daten lasse sich aber keine Aussage zu aktuellen Entwicklungen machen.

Der Konsum von Schlaf- und Beruhigungsmitteln habe seit der Pandemie zugenommen und bleibe auf hohem Niveau stabil. Auch Verkäufe von starken opioidhaltigen Schmerzmitteln seien in den letzten Jahren erheblich gestiegen, hätten aber nun eine Grenze erreicht. Aktuelle Zahlen zur Abhängigkeit von diesen Substanzen existieren jedoch nicht, schreibt Sucht Schweiz.

Generell fehlen aktuelle Daten, um den Konsum illegaler Drogen in der Schweiz besser verstehen zu können, stellt die Stiftung fest und fordert deswegen neue Datenerhebungen und Lageanalysen.

Auch für problematische Online-Aktivitäten, die zur Sucht werden können, lägen für die Schweiz wenig Daten vor. Zwar geben einige Menschen in Befragungen an, die Kontrolle über gewisse Aktivitäten im Internet verloren zu haben, beispielsweise bei Videospielen, sozialen Netzwerken, Online-Shopping, Pornografie oder Online-Geldspielen, das genaue Ausmass ist jedoch unbekannt.

Messbar sei einzig der Umsatz von Online-Casinos Spielsucht Bis zum letzten Hemd , der zwischen 2020 und 2021 um 25 Prozent gestiegen sei und damit den Einnahmerückgang von Casinos während der Pandemie kompensiert habe. Die Anzahl neuer Spielsperren sei um 19 Prozent gestiegen, was nahelege, dass das Ausmass der Geldspielproblematik deutlich zugenommen habe.

Im Parlament passiert wenig

Sucht Schweiz fordert mehr politisches Handeln. Das Ja zur Initiative «Kinder ohne Tabak» sowie das Nein der Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter zum Alkoholverkauf würden zeigen, dass sich die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Suchtmitteln wie Tabak und Alkohol wandle und sie heutige Regulierungen nicht mehr als geeignet beurteile. Für viele sei es nicht nachvollziehbar, warum Alkohol fast schon grenzenlos vermarktet werden darf und Cannabis gleichzeitig verboten ist. Im Parlament passiere währenddessen wenig, und Gesetzesrevisionen würden immer wieder verhindert. 

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